Familienschuld und Heilung -

Vergebungs- und Sühnegebete für Verstorbene -

Gebete zum Abbau geistlicher Belastungen auf Familien, Gruppen, Nationen und Orten:

 

Grundlegung

 

 

Die kirchliche Lehre von der Erbsünde

 

Im Licht der göttlichen Offenbarung belehrt uns die Kirche über die Realität einer Schuldverflochtenheit innerhalb der gesamten Menschheit (aus dem Katechismus der Katholischen Kirche, KKK 403, 404, 407, 408, 418, 419):

Das ganze Menschengeschlecht ist in Adam wie der eine Leib eines einzelnen Menschen. Wegen dieser Einheit des Menschengeschlechtes sind alle Menschen in die Sünde Adams verstrickt, so wie alle in die Gerechtigkeit Christi einbezogen sind. Indem Adam und Eva dem Versucher nachgeben, begehen sie eine persönliche Sünde, aber diese Sünde trifft die Menschennatur, die sie in der Folge im gefallenen Zustand weitergeben. Sie ist eine Sünde, die durch Fortpflanzung (Abstammung 978) an die ganze Menschheit weitergegeben wird, nämlich durch die Weitergabe einer menschlichen Natur, die der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit mangelt. Sie ist „Sünde“ im übertragenen Sinn, eine Sünde, die man „miterhalten“, nicht aber begangen hat, ein Zustand, keine Tat. Sie ist „der Tod der Seele“. Sie wird zusammen mit der menschlichen Natur durch Fortpflanzung übertragen und nicht etwa bloß durch Nachahmung. Infolge der Erbsünde verlor der Mensch seine Ähnlichkeit und freundschaftlichen Umgang mit Gott (705), wurden die Menschen voneinander getrennt (845), ist die menschliche Natur in ihren Kräften geschwächt und von Krankheiten geplagt (1505), der Unwissenheit, der Selbstentfremdung, dem Leiden und der Herrschaft des Todes unterworfen und zur Sünde, ja zum Laster (1865) geneigt. Die Erbsünde führt zur Knechtschaft unter der Gewalt des Teufels. Die Welt als Ganze ist dadurch in einer sündigen Verfassung. Die „Sünde der Welt“ bezeichnet den negativen Einfluss, den die Gemeinschaftssituationen und Gesellschaftsstrukturen, die aus den Sünden der Menschen hervorgegangen sind, auf die Menschen ausüben. „Sündige Strukturen“ sind Ausdruck und Wirkung persönlicher Sünden. (1869)

 

Zusamenfassung: Das ganze Menschengeschlecht ist eine organische Einheit. Durch die Sünde der Stammeltern wird die menschliche Natur in einem mangelhaften Zustand durch Fortpflanzung (Abstammung) an jeden Menschen weitergegeben.

 

 

Das Beziehungsgeflecht (d.h. auch die Schuldverflochtenheit) innerhalb der Menschheit hat verschiedene Konkretisierungen, Verdichtungen und Dimensionen:

 

Jeder Mensch ist hineingeboren in ein natürliches (Menschheit) und ein übernatürliches Beziehungsgeflecht (Kirche). Wir fangen nicht bei Null an, sondern übernehmen ein sehr verschiedenartiges Erbe von unseren Eltern, Großeltern etc.: Materiell, Genetisch, Sozial, Ideell, Geistig...

Die Beziehungen innerhalb der Menschheitsfamilie haben synchronen und diachronen Charakter: das Tun des Einzelnen wird beeinflusst durch die Menschen seiner Umgebung (synchron) und jene, die zeitlich vor ihm gelebt haben oder nach ihm leben (diachron); ebenso beeinflusst jeder Mensch auch seinerseits die Menschen um ihn, vor und nach ihm. Das Gute oder Böse des Einzelnen hat Auswirkungen auf alle anderen in allen Ebenen von Raum und Zeit.

Weil es in Gott verschiedene innergöttliche Relationen gibt, lebt auch der nach dem Bilde Gottes geschaffene Mensch in seiner Einheit von Leib und Seele innerhalb verschiedener Beziehungsgeflechte: materielle und geistige, Raum und Zeit überschreitende, genetisch-familiäre (Charakter, Aussehen...), kollektiv-psychologische („Amerikaner sind so und so...), historisch-nationale („Die Deutschen und das 1000-jährige Reich“), soziale (Milieu), geistige (Segen und Fluch), geographische, kulturelle, politische, wirtschaftliche („Dritte Welt“).

Die Menschheit ist nicht wie ein Haufen einzelner Kieselsteine, die nebeneinander und übereinander liegen, sondern von Natur aus einem lebendigen Organismus mit einem komplexen Beziehungsgeflecht vergleichbar:

 

 

 

 

 

 

 

 

Zusammenfassung: Das Beziehungsgeflecht, in dem der Mensch aufwächst, hat verschiedene Dimensionen und Verdichtungen. Das Tun des Einzelnen beeinflusst jeden anderen und wird von jedem Einzelnen beeinflusst.

 

 

Segen und Fluch, Gottes Zorn, Heil in Christus:

 

Von unseren Vorfahren erben wir also nicht nur biologisch-genetische und psychische Merkmale und Verhaltensmerkmale, sondern auf der geistigen (spirituell-religiös) Ebene auch Segen und Fluch (vgl. Deut 28-30).

Beim ersten der 10 Gebote heisst es in Ex 20,5f: „Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation; bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.“

„Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist.“(Mt 5,17f)

Dieses alte Gesetz bildet in seiner Unvollkommenheit die erste Stufe des geoffenbarten Gesetzes und bereitet auf das neue Gesetz des Evangeliums und der Gnade vor. Seine Lehre aber – weil es Wort Gottes ist – bleibt für immer bestehen. (KKK 1962-1966)

 

Jesus war der einzige, der das Gesetz in vollem Umfang zu erfüllen vermochte (578,580). Er geht dabei so weit dass er sogar den „Fluch des Gesetzes“ (Gal 3,13) auf sich nimmt, den sich jeder zuzieht, der sich nicht an alles hält, was zu tun das Buch des Gesetzes vorschreibt (Gal 3,10) (KKK 580).

Erst die Zuwendung zu Christus befreit uns von den Folgen der eigenen Sünden und der Sündenfolgen unserer Vorfahren: „Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern Gottes Zorn bleibt auf ihm“ (Joh 3,36).

 

Jesus sagt sehr deutlich, dass nur er die Türe zum Vater ist; niemand kommt zum Vater ausser durch ihn. „Dann sagte er zu ihnen: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen. Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“ (Mk 16,15f)

Schon die ersten Christen bemühten sich, ihren verstorbenen ungetauften Angehörigen und Vorfahren die Taufgnade fürbittend zukommen zu lassen, d.h. für sie zu bitten um Befreiung von der Erbschuld und ihren Folgen: 1 Kor 15,29: „Wie kämen sonst einige dazu, sich für die Toten taufen lassen? Wenn Tote gar nicht auferweckt werden, warum lässt man sich dann taufen für sie?“

Gott will, dass alle Menschen gerettet und geheiligt werden (1 Tim 2,4), Lebende und Verstorbene. An diesem Werk der Erlösung dürfen wir mitarbeiten. Als Angehörige einer bestimmten Verwandtschaft/Sippe haben wir für jene unserer Vorfahren besondere Vollmacht und Verantwortung, die sich noch im Läuterungsleiden befinden und unsere Hilfe brauchen. Durch diesen besonderen Dienst der Versöhnung werden diese Seelen zu unseren Fürsprechern im Himmel!

 

In der geistlichen Schuldverflochtenheit liegt der Ansatz für die Notwendigkeit und Wirksamkeit von Fürbittgebet für Verstorbene.

 

Auf allen oben genannten Ebenen (Menschentypen ... Geistliche Familien) ist Umkehr und Sühnegebet notwendig zur Aufarbeitung geistlicher „Altlasten“. Ein besonderes Beispiel gab uns Papst Johannes Paul II mit seinem großen Schuldbekenntnis für die Sünden, die im Laufe der Kirchengeschichte von Gliedern der Kirche begangen wurden. Dieses Confiteor am 12. März des Jubeljahres 2000 sollte der Reinigung des Gedächtnisses und der Heilung der Erinnerungen dienen: „Gott möge die Reue seines Volkes annehmen, das in Demut seine Schuld bekennt, und ihm seine Barmherzigkeit schenken.“

 

Zusammenfassung: Die Heilige Schrift spricht an hunderten von Stellen über die Segens- und Schuldverflochtenheit der Generationen (siehe Anhang). In Christus werden wir zu einer neuen Schöpfung (2 Kor 5,17), beginnt die Erlösung und Heiligung dieser Bezeihungsgeflechte.

 

 

Taufe und ihre Wirksamkeit bezüglich Erbschuld und geistlicher Belastungen:

 

1253 Die Taufe ist das Sakrament des Glaubens [Vgl. Mk 16,16]... Der Glaube, der zur Taufe erforderlich ist, muß nicht vollkommen und reif sein; es genügt ein Ansatz, der sich entwickeln soll.

1254 Bei allen Getauften, ob sie nun Kinder oder Erwachsene sind, muß nach der Taufe der Glaube wachsen. Die Taufvorbereitung führt nur zur Schwelle des neuen Lebens.

1255 Damit sich die Taufgnade entfalten kann, ist die Hilfe der Eltern wichtig. Auch der Pate und die Patin sollen mitwirken.

1263 Durch die Taufe werden sämtliche Sünden nachgelassen, die Erbsünde und alle persönlichen Sünden sowie die [ewigen] Sündenstrafen [Vgl. DS 1316]. In denen, die wiedergeboren sind, verbleibt nichts, das sie am Eintritt in das Reich Gottes hindern würde, weder die Sünde Adams noch die persönliche Sünde noch die Folgen der Sünde, deren schlimmste die Trennung von Gott ist.

 

1264/978 Im Getauften verbleiben jedoch gewisse zeitliche Folgen der Sünde: Leiden, Krankheit, Tod, Gebrechen, die mit dem Leben gegeben sind (wie etwa Charakterschwächen), sowie eine Neigung zur Sünde, die von der Tradition als Konkupiszenz [Begierlichkeit] oder, bildhaft, als „Herd der Sünde" [fomes peccati] bezeichnet wird...

 

Zusammenfassung: Im Sakrament der Taufe erhalten wir übernatürliches Leben für unsere Seele, doch warten wir noch auf die Erlösung unseres Leibes. Die ewigen Sündenfolgen sind beseitigt, doch gewisse zeitliche bleiben. Diese nun sind mitgeprägt von meiner familiären Abstammung. Das geistliche Leben als Christ ist ein fortlaufender Prozess der Heilung und Heiligung unseres Herzens und unseres Stammbaumes durch die Entfaltung der Taufgnade in allen Schichten und Bereichen der menschlichen Person.

 

 

Das Wesen der Sünde

 

1849,1850: sie ist ein Verstoß gegen die Vernunft, die Wahrheit und das rechte Gewissen; sie ist eine Verfehlung gegen die wahre Liebe zu Gott und zum Nächsten aufgrund einer abartigen Anhänglichkeit an gewisse Güter. Sie verletzt die Natur des Menschen und die menschliche Solidarität...sie ist eine Beleidigung Gottes...ist Ungehorsam...Auflehnung gegen Gott...ist die bis zur Verachtung Gottes gesteigerte Selbstliebe...

 

Der Bekehrungsvorgang, der Weg der Umkehr und Buße, hat viele Stationen und Hilfen durch die Kirche, besonders das Sakrament der Buße (1422-1498

 

 

Der Läuterungsort: „Fegefeuer“ (Purgatorium)

 

KKK 1030 Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können.

1031 Die Kirche nennt diese abschließende Läuterung der Auserwählten, die von der Bestrafung der Verdammten völlig verschieden ist, Purgatorium [Fegefeuer]... Im Anschluß an gewisse Schrifttexte [Vgl. z.B. 1 Kor 3,15, 1 Petr 1,7] spricht die Überlieferung der Kirche von einem Läuterungsfeuer:

„Man muß glauben, daß es vor dem Gericht für gewisse leichte Sünden noch ein Reinigungsfeuer gibt, weil die ewige Wahrheit sagt, daß, wenn jemand wider den Heiligen Geist lästert, ihm ‚weder in dieser noch in der zukünftigen Welt‘ vergeben wird (Mt 12,32). Aus diesem Ausspruch geht hervor, daß einige Sünden in dieser, andere in jener Welt nachgelassen werden können" (Gregor d. Gr., dial. 4,39).

1032 Diese Lehre stützt sich auch auf die Praxis, für die Verstorbenen zu beten, von der schon die Heilige Schrift spricht: „Darum veranstaltete [Judas der Makkabäer] das Sühnopfer für die Verstorbenen, damit sie von der Sünde befreit werden" (2 Makk 12,45). Schon seit frühester Zeit hat die Kirche das Andenken an die Verstorbenen in Ehren gehalten und für sie Fürbitten und insbesondere das eucharistische Opfer [Vgl. DS 856] dargebracht, damit sie geläutert werden und zur beseligenden Gottesschau gelangen können. Die Kirche empfiehlt auch Almosen, Ablässe und Bußwerke zugunsten der Verstorbenen.

 

(Ein mathematischer Vergleich:)

Hölle bedeutet das endgültige Nein zur Liebe; im Herzen ist 0% Liebesfähigkeit und –wille; das Herz ist ganz dunkel, kalt und hart geworden.

 

Himmel bedeutet, dass das menschliche Herz vollkommen geläutert und rein, 100% liebesfähig geworden ist; es ist ganz erfüllt vom Licht und der Kraft des Heiligen Geistes und in vollkommener Einheit mit Gott und allen anderen Geschöpfen.

 

Fegefeuer (Reinigungsort, Läuterungsort) ist alles dazwischen: 1-99%. Es besteht im inneren Schmerz angesichts der immer tieferen Erkenntnis der Offenbarung und Liebe Gottes und der mangelnden Antwort darauf während der gewährten Erdenzeit; es ist ein klares Sehen dessen, was vom eigenen Leben „unter dem Strich bleibt“, was sein hätte können, wenn man dem Gewissen und dem Ruf Gottes mehr gehorcht hätte; es bedeutet schmerzhafte Reinigung von Sünden und deren unheilvollen Folgen im eigenen Herzen („zeitliche Sündenstrafen“) und bei den Nachfahren bzw. Untertanen; im Feuer der Liebe Gottes geschieht Reinigung von den verschiedensten Verhärtungen und Egoismen, Versöhnung mit allen Menschen, mit Gott und mit der eigenen Lebensgeschichte, Loslassen ungeordneter und schädlicher Bindungen an Menschen, Dinge, Vorstellungen etc. (KKK 1472), Ausleiden bzw. Mitleiden jener Dinge/Sündenfolgen, die man auf Erden nicht mehr in Ordnung gebracht hat und die jetzt die nachfolgenden Generationen mittragen müssen.

 

Die Seelen, die sich im Läuterungsprozess befinden, machen innere Kämpfe durch. Der große Trost dieser Seelen besteht aber darin, sich für Christus nicht endgültig verschlossen zu haben, vor der ewigen Hölle gerettet zu sein, auch wenn der „Weg“ zur Heiligkeit noch ein „weiter“ ist. Je weiter sie nach „oben“ steigen, desto größer wird ihre Freude an Gott, desto tiefer erkennen sie ihn und desto mehr beten sie für uns. Unsere Fürbitte für sie hilft ihnen und macht auch ihre Fürbitte für uns wirksam (KKK 958).

 

(Aus dem Büchlein der Marianischen Priesterbewegung mit kirchlichem Imprimatur, 326, 557f, 923): „...eure Brüder, die sich noch im Fegefeuer reinigen. Dabei opfern sie mir (dauerhaftes) Gebete und Leiden auf. Bindet euch stärker an die Heiligen des Himmels und an jene, die sich noch im Fegefeuer reinigen. Greift zurück auf die Gemeinschaft des Gebetes mit den heiligen Seelen des Fegefeuers. Diese Gebetsgemeinschaft mit den büßenden Seelen schenkt ihnen das Licht und die Tröstung, die Zeit ihrer Reinigung abzukürzen, und gewährt euch die Sicherheit und den Mut, meinen Plan in eurem Leben zu verwirklichen...Sie haben die Gewissheit, gerettet zu sein, sind jedoch noch nicht voll und ganz im Besitz Gottes.“

1095f: „...sie bilden den kostbarsten Teil der siegreichen Schar Mariens. Die Seelen im Fegefeuer bitten für euch, sie bieten ihre Leiden zu eurem Wohle an, und durch eure Gebete wird ihnen geholfen, sich von den menschlichen Unvollkommenheiten zu befreien, die sie daran hindern, in die ewige Freude des Paradieses einzugehen.“

 

Zusammenfassung: Im Fegefeuer gewährt Gott dem Menschen die letzte Möglichkeit, von den Folgen seiner Sünden gereinigt und geheilt zu werden. Alles, was auf Erden nicht „erledigt“ worden ist, muss nun ausgelitten werden. Die Lebenden sind eingeladen, den Verstorbenen dabei zu helfen.

 

 

Die „Gemeinschaft der Heiligen“:

 

947 „Da alle Gläubigen einen einzigen Leib bilden, wird das Gut des einen dem anderen mitgeteilt ... Somit muß man glauben, ... daß in der Kirche eine Gütergemeinschaft besteht ... Das wichtigste unter allen Gliedern der Kirche aber ist Christus, denn er ist das Haupt... Also wird das Gut Christi allen Christen mitgeteilt, so wie die Kraft des Hauptes allen Gliedern, und diese Mitteilung geschieht durch die Sakramente der Kirche" (Thomas v. A., symb. 10). „Die Einheit des Geistes, durch den [die Kirche] geleitet wird, bewirkt, daß das, was sie empfangen hat, allen gemeinsam ist" (Catech. R. 1,10,24).

948 Der Ausdruck „Gemeinschaft der Heiligen" hat somit zwei Bedeutungen, die eng miteinander zusammenhängen: „Gemeinschaft an den heiligen Dingen" [sancta] und „Gemeinschaft zwischen den heiligen Personen" [sancti].

950 Die Gemeinschaft an den Sakramenten. „Die Früchte aller Sakramente kommen allen Gläubigen zugute; und die Sakramente bilden gleichsam die heiligen Bande, die die Gläubigen aufs engste mit Christus verbinden; vor allem gilt das von der Taufe, durch die sie wie durch die Türe in die Kirche eintreten. Unter dieser ‚Gemeinschaft der Heiligen‘ ist die Gemeinschaft an den Sakramenten zu verstehen ... Obschon dieser Name [,‚Gemeinschaft"] allen Sakramenten zukommt, da sie uns mit Gott verbinden ...‚ so ist er mehr der Eucharistie zu eigen, weil sie diese Gemeinschaft bewirkt" (Catech. R. 1,10,24).

953 Die Gemeinschaft in der Liebe. „Keiner von uns lebt sich selber und keiner stirbt sich selber" (Röm 14,7) in der Gemeinschaft der Heiligen. „Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm. Ihr aber seid der Leib Christi, und jeder einzelne ist ein Glied an ihm" (1 Kor 12, 26—27). Die Liebe „sucht nicht ihren Vorteil" (1 Kor 13,5) [Vgl. 1 Kor 10,24]. Die geringste unserer Handlungen wirkt sich, wenn sie aus Liebe geschieht, zum Vorteil aller aus. Dies geschieht in der Solidarität mit allen lebenden und toten Menschen, die auf der Gemeinschaft der Heiligen gründet. Jede Sünde schadet dieser Gemeinschaft.

954 Die drei Stände der Kirche. „Bis der Herr kommt in seiner Erhabenheit und alle Engel mit ihm und nach der Vernichtung des Todes ihm alles unterworfen ist, pilgern die einen von seinen Jüngern auf Erden [kämpfende Kirche], andere, die dieses Leben vollendet haben, werden gereinigt [leidende Kirche], andere aber werden verherrlicht und schauen deshalb ‚klar den dreifaltigen und einen Gott selbst, wie er ist [triumphierende Kirche]"(LG 49).

955 „Die Einheit der Erdenpilger mit den Brüdern, die im Frieden Christi entschlafen sind, wird also keineswegs unterbrochen, sie wird vielmehr nach dem beständigen Glauben der Kirche durch die Mitteilung geistlicher Güter gestärkt" (LG 49).

958 Die Gemeinschaft mit den Verstorbenen. „In ganz besonderer Anerkennung dieser Gemeinschaft des ganzen mystischen Leibes Jesu Christi hat die Kirche der [Erden]pilger von den anfänglichen Zeiten der christlichen Religion an das Gedächtnis der Verstorbenen mit großer Ehrfurcht gepflegt und hat, ‚weil es ein heiliger und heilsamer Gedanke ist, für die Verstorbenen zu beten, damit sie von ihren Sünden erlöst werden‘ (2 Makk 12,45), auch Fürbittgebet für sie dargebracht" (LG 50). Unser Gebet für die Verstorbenen kann nicht nur ihnen selbst helfen: wenn ihnen geholfen ist, kann auch ihre Fürbitte für uns wirksam werden.

1689 Das eucharistische Opfer... In ihm bekundet die Kirche ihre wirkkräftige Gemeinschaft mit dem Verstorbenen: Sie bringt dem Vater im Heiligen Geist das Opfer des Todes und der Auferstehung Christi dar und bittet ihn, sein Kind von seinen Sünden und deren Folgen zu reinigen und es in die österliche Fülle des himmlischen Hochzeitsmahles aufzunehmen [Vgl. OEx 57]. Durch die so gefeierte Eucharistie lernt die Gemeinde der Gläubigen, besonders die Familie des Verstorbenen, in Gemeinschaft mit dem zu leben, der „im Herrn entschlafen" ist, indem sie den Leib Christi empfängt, dessen lebendiges Glied er ist, und dann für ihn und mit ihm betet.

 

1475 In der Gemeinschaft der Heiligen „besteht unter den Gläubigen — seien sie bereits in der himmlischen Heimat oder sühnend im Reinigungsort oder noch auf der irdischen Wanderschaft — in der Tat ein dauerhaftes Band der Liebe und ein überreicher Austausch aller Güter" (ebd.). In diesem wunderbaren Austausch kommt die Heiligkeit des einen den anderen zugute, und zwar mehr, als die Sünde des einen dem anderen schaden kann. So ermöglicht die Inanspruchnahme der Gemeinschaft der Heiligen dem reuigen Sünder, daß er von den Sündenstrafen früher und wirksamer geläutert wird.

 

1476 Diese geistlichen Güter der Gemeinschaft der Heiligen nennen wir auch den Kirchenschatz. „Er ist nicht so etwas wie eine Summe von Gütern nach Art von materiellen Reichtümern, die im Lauf der Jahrhunderte angesammelt wurden. Vielmehr besteht er in dem unendlichen und unerschöpflichen Wert, den bei Gott die Sühneleistungen und Verdienste Christi, unseres Herrn, haben, die dargebracht wurden, damit die gesamte Menschheit von der Sünde frei werde und zur Gemeinschaft mit dem Vater gelange. Der Kirchenschatz ist Christus, der Erlöser, selbst, insofern in ihm die Genugtuungen und Verdienste seines Erlösungswerkes Bestand und Geltung haben [Vgl. Hebr 7,23—25; 9,11—28.]" (ebd.).

 

1477 „Außerdem gehört zu diesem Schatz auch der wahrhaft unermeßliche, unerschöpfliche und stets neue Wert, den vor Gott die Gebete und guten Werke der seligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen besitzen. Sie sind den Spuren Christi, des Herrn, mit seiner Gnade gefolgt, haben sich geheiligt und das vom Vater aufgetragene Werk vollendet. So haben sie ihr eigenes Heil gewirkt und dadurch auch zum Heil ihrer Brüder in der Einheit des mystischen Leibes beigetragen" (ebd.).

 

1479 Da die verstorbenen Gläubigen, die sich auf dem Läuterungsweg befinden, ebenfalls Glieder dieser Gemeinschaft der Heiligen sind, können wir ihnen unter anderem dadurch zu Hilfe kommen, daß wir für sie Ablässe erlangen. Dadurch werden den Verstorbenen im Purgatorium für ihre Sünden geschuldete zeitliche Strafen erlassen.

 

Zusamenfassung: In Christus sind wir zusätzlich zu unserem menschlichen Beziehungsgeflecht auch in die Gemeinschaft der Heiligen eingebettet, innerhalb der ein reger Austausch der Güter herrscht. Hier ist auch die Grundlage für stellvertretende Vergebungsbitten und Sühnegebete.

 

 

Die Sündenstrafen und Ablässe

 

1471 Der Ablaß ist Erlaß einer zeitlichen Strafe vor Gott für Sünden, die hinsichtlich der Schuld schon getilgt sind. Ihn erlangt der Christgläubige, der recht bereitet ist, unter genau bestimmten Bedingungen durch die Hilfe der Kirche, die als Dienerin der Erlösung den Schatz der Genugtuungen Christi und der Heiligen autoritativ austeilt und zuwendet.

 

„Der Ablaß ist Teilablaß oder vollkommener Ablaß, je nachdem er von der zeitlichen Sündenstrafe teilweise oder ganz freimacht." Ablässe können den Lebenden und den Verstorbenen zugewendet werden.

 

1472 Um diese Lehre und Praxis der Kirche zu verstehen, müssen wir wissen, daß die Sünde eine doppelte Folge hat. Die schwere Sünde beraubt uns der Gemeinschaft mit Gott und macht uns dadurch zum ewigen Leben unfähig. Diese Beraubung heißt „die ewige Sündenstrafe". Andererseits zieht jede Sünde, selbst eine geringfügige, eine schädliche Bindung an die Geschöpfe nach sich, was der Läuterung bedarf, sei es hier auf Erden, sei es nach dem Tod im sogenannten Purgatorium [Läuterungszustand]. Diese Läuterung befreit von dem, was man „zeitliche Sündenstrafe" nennt. Diese beiden Strafen dürfen nicht als eine Art Rache verstanden werden, die Gott von außen her ausüben würde, sondern als etwas, das sich aus der Natur der Sünde ergibt. Eine Bekehrung, die aus glühender Liebe hervorgeht, kann zur völligen Läuterung des Sünders führen, so daß keine Sündenstrafe mehr zu verbüßen bleibt [Vgl. K. v. Trient: DS 1712—1713; 1820].

 

1473 Die Sündenvergebung und die Wiederherstellung der Gemeinschaft mit Gott bringen den Erlaß der ewigen Sündenstrafen mit sich. Zeitliche Sündenstrafen verbleiben jedoch. Der Christ soll sich bemühen, diese zeitlichen Sündenstrafen als eine Gnade anzunehmen, indem er Leiden und Prüfungen jeder Art geduldig erträgt und, wenn die Stunde da ist, den Tod ergeben auf sich nimmt. Auch soll er bestrebt sein, durch Werke der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe sowie durch Gebet und verschiedene Bußübungen den „alten Menschen" gänzlich abzulegen und den „neuen Menschen" anzuziehen [Vgl. Eph 4,24].

 

[Papst Johannes Paul II, Generalaudienz vom 29. Sept. 1999:]

„Der gekreuzigte Jesus ist der große „Ablass“, der große „Sündennachlass“, den der Vater der Menschheit gewährt hat, mit der Möglichkeit eines Lebens als Kinder Gottes im Heiligen Geist. Dieses Geschenk wartet darauf, vom Menschen angenommen und beantwortet zu werden. Auf der einen Seite wird der Mensch im Sakrament der Buße von seinen Sünden freigesprochen. Der Genesungsprozess ist eingeleitet. Auf der anderen Seite bleiben aber Wunden zurück, die sich erst nach und nach schließen und langsam heilen. Die Ablässe bezeichnen Schritte auf diesem Weg der vollständigen Heilung. Sie sind eine Art Medizin je nach dem Maß, in dem sich der Mensch auf eine tiefe und ehrliche Umkehr einlässt.

Die Versöhnung mit Gott macht trotz des überreichen Erbarmens Gottes einen anstrengenden Prozess erforderlich, in den der Mensch mit seinem persönlichen Einsatz und die Kirche mit ihrem sakramentalen Auftrag einbezogen sind. Für die Vergebung nach der Taufe begangener Sünden hat dieser Weg seinen Mittelpunkt im Sakrament der Buße, reift aber auch nach dessen Vollzug weiter. Der Mensch muss in der Tat schrittweise von den negativen Folgen „geheilt“ werden, die die Sünde in ihm zurückgelassen hat (und welche die theologische Tradition „Strafe“ und „Schuld der Sünde“ nennt). Schon im Alten Testament sehen wir, dass auch nach der Vergebung noch Sündenstrafen zu erleiden sind: Ex 34,6-7; 2 Sam 12,11-13; 16,21. Durch Züchtigung stellt die Vaterliebe Gottes die verletzte Ordnung zum Wohl des Menschen wieder her (Hebr 12,4-11).

In diesem Zusammenhang meint zeitliche Strafe die Leidensbefindlichkeit desjenigen, der, obschon mit Gott versöhnt, noch jene „Schuld“ der Sünde an sich trägt, die ihn nicht völlig offen für die Gnade sein lässt. Und eben in im Blick auf die vollkommene Genesung ist der Sünder gerufen, einen Weg der Reinigung zur Fülle der Liebe aufzunehmen. Bei diesem Weg kommt uns die Barmherzigkeit Gottes mit besonderen Hilfen entgegen. Die zeitliche Strafe selbst erhält die Funktion einer „Medizin“, in dem Maß, als der Mensch sich durch sie zu gründlicher Bekehrung ansprechen lässt. Das ist auch die Bedeutung der im Bußsakrament geforderten „Genugtuung“.

 

[Einfügung aus dem Apostolischen Schreiben des Papstes über Buße und Versöhnung vom 2. Dezember 1984]

„Sie [die Genugtuung] ist die „Buße“, die der Beichtende nach dem Empfang der Vergebung auszuführen hat. Diese vom Priester aufgetragenen Werke der Genugtuung sind Zeichen der persönlichen Verpflichtung, die der Christ mit Gott im Sakrament eingegangen ist, nämlich ein neues Leben zu beginnen – sie sollte sich deswegen nicht nur auf die Verrichtung einiger Gebetsformeln beschränken, sondern sie sollte in Werken der Gottesverehrung, der Nächstenliebe, der Barmherzigkeit oder der Wiedergutmachung bestehen...Die Werke der Genugtuung erinnern daran, dass im Christen auch nach der Lossprechung eine Zone des Schattens verbleibt als Folge der durch die Sünde verursachten Wunden, der unvollkommenen Liebesreue und der Schwächung der geistlichen Fähigkeiten, in denen noch immer ein ansteckender Krankheitsherd der Sünde wirksam bleibt, den es durch stete Abtötung und Buße zu bekämpfen gilt. Darin liegt der Sinn der bescheidenen, aber aufrichtigen Genugtuung.“]

 

„Das „Austeilen des Schatzes der Kirche“ meint nicht eine Sache, sondern ist Ausdruck des Vertrauens der Kirche, wenn sie unter Berufung auf die Verdienste Christi, Mariens und der Heiligen den Vater bittet, den schmerzlichen Aspekt der Strafe zu lindern oder zu tilgen und deren „heilkräftige“ Bedeutung über andere Wege der Gnade zu entfalten. Im unergründlichen Geheimnis der göttlichen Weisheit kann dieses Geschenk der Fürsprache auch den verstorbenen Gläubigen zum Wohl gelangen, die dessen Früchte in der ihrer Befindlichkeit eigenen Weise empfangen.

Man sieht somit, dass der Ablass, weit davon entfernt, eine Art „Lösegeld“ vom Bemühen um Umkehr zu sein, vielmehr Hilfe zu einem bereitwilligeren, großherzigen und radikaleren Einsatz darstellt. Letzteres ist sogar erforderlich, insofern als die geistliche Vorbedingung zum Erlangen des vollkommenen Ablasses im Ausschluss jeglicher Hinwendung zu irgendwelcher, selbst lässlicher Sünde besteht. Es wäre also ein Irrtum, zu denken, dass man dieses Geschenk durch einfaches Erfüllen gewisser äusserlicher Vorschriften gewinnen könnte. Wenn auch das verlangt wird, so als Ausdruck und Unterstützung für den Weg der Umkehr...ein äußeres Zeichen des Glaubens an die überreiche Fülle des göttlichen Erbarmens...“

 

[Aus der Verkündigungsbulle des Jubeljahres, Incarnationis mysterium 9+10:]

„Die Kirche ist jedoch von alters her immer zutiefst davon überzeugt gewesen, dass die von Gott ungeschuldet gewährte Vergebung (Beichte) als notwendige Folge eine tatsächliche LEBENSÄNDERUNG, einen zunehmenden innerlichen Abbau des Bösen und eine Erneuerung der eigenen Existenz einschließt. Der sakramentale Akt sollte mit einer existentiellen Handlung, mit einer tatsächlichen REINIGUNG VON DER SCHULD, die eben BUSSE genannt wird, einhergehen. Vergebung heisst nicht, dass dieser existentielle Prozess überflüssig würde, sondern vielmehr, dass er einen Sinn erhält, dass er angenommen und aufgenommen wird.

Die eingetretene Versöhnung mit Gott schließt nämlich nicht aus, dass gewisse Folgen der Sünde zurückgeblieben sind, von denen man GELÄUTERT werden muss...

Auf Grund ihrer Eigenschaft, die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes zu verletzen sowie die persönliche Freundschaft, die Gott für den Menschen hegt, zu verachten, zieht die Sünde in der Tat eine doppelte Folge nach sich. Einerseits bringt sie, wenn es sich um eine schwere Sünde handelt, den Entzug der Gemeinschaft mit Gott und somit den Ausschluss von der Teilhabe am ewigen Leben mit sich. Dem reuigen Sünder gewährt jedoch Gott in seinem Erbarmen die Vergebung der schweren Sünde und den Nachlass der “ewigen Sündenstrafe“, die sie eigentlich nach sich ziehen würde.

Ausserdem zieht jede Sünde, selbst eine geringfügige, eine schädliche Bindung an die Geschöpfe nach sich, was der Läuterung bedarf, sei es hier auf Erden, sei es nach dem Tod im sogenannten Purgatorium/Läuterungszustand. Diese Läuterung befreit von dem, was man „zeitliche Sündenstrafe“ nennt, eine Sühne, durch die getilgt wird, was der vollen Gemeinschaft mit Gott und mit den Brüdern und Schwestern im Wege steht.

Auf der anderen Seite lehrt die Offenbarung, dass der Christ auf seinem Bekehrungsweg nicht allein gelassen ist. In Christus und durch Christus ist sein Leben durch ein geheimnisvolles Band mit dem Leben aller anderen Christen in der übernatürlichen Einheit des mystischen Leibes verbunden. So kommt es zwischen den Gläubigen zu einem wunderbaren Austausch geistlicher Güter, kraft dessen die Heiligkeit des einen den anderen zugute kommt, und zwar mehr als die Sünde des einen den anderen schaden kann. Es gibt Menschen, die geradezu ein Übermaß an Liebe, an ertragenem Leid, an Reinheit und Wahrheit zurücklassen, das die anderen einbezieht und aufrichtet. Es ist die Wirklichkeit der "„STELLVERTRETERSCHAFT", auf die sich das ganze Geheimnis Christi gründet. Seine überreiche Liebe rettet uns alle. Trotzdem gehört es zur Größe der Liebe Christi, dass sie uns nicht im Zustand passiver Empfänger belässt, sondern in sein heilbringendes Wirken und insbesondere in sein Leiden einbezieht. Das besagt die bekannte Stelle aus dem Kolosserbrief: Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt (1,24).

Wunderbar ausgedrückt ist diese tiefgründige Wirklichkeit auch an einer Stelle der Geheimen Offenbarung, wo die Kirche als die Braut beschrieben wird, die mit einem Gewand aus weissem Linnen, aus blendend reinem Leinen bekleidet ist. Und der hl. Johannes sagt: Das Leinen bedeutet die gerechten Taten der Heiligen (Offb 19,8). Den im Leben der Heiligen wird das blendend weisse Leinen gewoben, welches das Kleid der Ewigkeit ist.

Alles kommt von Christus, aber da wir sein Eigentum sind, wird auch das, was uns gehört, zu seinem Eigentum und gewinnt eine heilbringende Kraft. Das ist gemeint, wenn man vom „SCHATZ DER KIRCHE“ spricht, der aus den guten Werken der Heiligen besteht. Für die Erlangung des Ablasses beten heisst, in diese geistliche Gemeinschaft einzutreten und sich damit ganz den anderen öffnen.

Denn auch im geistlichen Bereich lebt keiner nur für sich allein. Und die heilsame Sorge um das eigene Seelenheil wird erst dann von Furcht und Egoismus befreit, wenn sie zu Sorge auch um das Heil des anderen wird. Das ist die Wirklichkeit der GEMEINSCHAFT DER HEILIGEN, das Geheimnis der „stellvertretenden Wirklichkeit“ und des Gebetes als Weg zur Vereinigung mit Christus und mit seinen Heiligen. Er nimmt uns zu sich, damit wir zusammen mit ihm das makellose Gewand des neuen Menschengeschlechtes weben, das Gewand der Braut Christi aus blendend weissem Leinen.

Diese Lehre über die Ablässe macht also zunächst deutlich, wie traurig und bitter es ist, sich von Gott dem Herrn abgewandt zu haben (vgl. Jer 2,19). Denn wenn die Gläubigen die Ablässe erwerben, begreifen sie, dass sie aus eigener Kraft nicht fähig wären, das Übel, das sie durch die Sünde sich selbst und der ganzen Gemeinschaft zugefügt haben, wiedergutzumachen; so werden sie zu heilbringenden Taten der Demut angespornt. Die Wahrheit von der Gemeinschaft der Heiligen, welche die Gläubigen mit Christus und untereinander verbindet, sagt uns ausserdem, wie sehr ein jeder den anderen – Lebenden wie Verstorbenen – dabei helfen kann, immer inniger mit dem Vater im Himmel verbunden zu sein.“

 

Zusammenfassung: Diese Ausführungen des Papstes zeigen eindringlich die Notwendigkeit und die Möglichkeit, einander auf dem Weg der Heilung und Läuterung beizustehen. Sie fassen die Grundlagen und die Zielsetzung dieser Gebete wunderbar zusammen.

 

 

Das Geheimnis der Stellvertretung –

Ist das Mittragen an fremden Lasten nicht ungerecht?

 

Das ganze Leben Jesu, besonders sein Kreuztragen und Leiden war eine Stellvertretung. Von seinen Jüngern verlangt er, dasselbe zu tun (Wer mein Jünger sein will...; Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch...;Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt...). Die Erfahrung von Lasten auf uns durch ungesühnte Schuld unserer Vorfahren macht uns erst aufmerksam auf deren Not und spornt uns an, ihnen als „Mitarbeiter im Werk der Erlösung und Heiligung“ zu helfen. Jedes dieser guten Werke wird von der Kirche belohnt (im Ablass „verdoppelt“ sie den Wert meiner Bemühungen) und bringt uns reichen Lohn im ewigen Leben. Unsere Fürbitte für Verstorbene setzt auch deren Gebete und Danksagungen für uns frei. Wir dürfen uns so Freunde im Himmel „machen“. Irdisch gesehen schaut es ungerecht aus, doch wird uns diese Schuldverflochtenheit zu einem Quell reichen Segens, wenn wir in die Gesinnung Jesu und seiner Kirche eintreten: „Einer für alle, alle für einen!“

Im Vater Unser beten wir nicht: „Vergib mir meine Schuld“, sondern Jesus lehrt uns, dass wir die stellvertretende Bitte um Verzeihung (auch) für andere üben sollen: „Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist.“ Das ganze Gebet des Herrn trägt die Anliegen gemeinschaftlich vor den Vater: „Unser tägliches Brot..., unsere Schuld..., führe uns nicht..., erlöse uns...“

 

Durch die Unterscheidung zwischen Sünden-Schuld und Sünden-Strafen wird deutlich, dass den Kindern nicht die Schuld ihrer Vorfahren als persönliche Schuld angerechnet wird, sondern die Kinder an den Folgen (den Sündenstrafen) mittragen. D.h. es gibt keine Kollektivschuld, aber ein kollektives Mittragen der Folgen.

 

Die Mysterien Christi:

 

Die Kirche sagt uns, dass das ganze Leben Jesu ein Mysterium ist, d.h. ein bleibendes, zeichenhaftes Erlösungsgeheimnis, an dem wir durch die Taufe teilhaben und teilnehmen:

 

521: Alles, was Christus gelebt hat, lässt er uns in ihm [mit]leben, und er lebt es in uns [weiter]. Denn er, der Sohn Gottes, hat sich in seiner Fleischwerdung gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt. Wir sollen mit ihm eines Wesens werden; er lässt uns als die Glieder seines Leibes an dem teilhaben, was er in seinem Fleisch für uns und als unser Vorbild gelebt hat.

 

Zitat von Johannes Eudes: „Wir müssen die Zustände und Mysterien Jesu in uns weiter und zu Ende führen und ihn oft bitten, er solle sie in uns und in seiner Kirche vollenden und vollbringen...sie gleichsam auszudehnen...

 

562: Die Jünger Christi müssen ihm gleichgestaltet werden, bis er in ihnen Gestalt gewonnen hat. Deshalb werden wir aufgenommen in die Mysterien seines Lebens, mit ihm gleichgestaltet, mit ihm gestorben und mit ihm auferweckt, bis wir mit ihm herrschen werden.

 

519: Christus hat sein Leben nicht für sich gelebt, sondern für uns – von seiner Fleischwerdung...bis zu seiner Auferstehung...Der ganze Reichtum Christi soll jedem Menschen zur Verfügung stehen und zum Besitz jedes einzelnen werden...

518: ...Alles, was Jesus getan, gesagt und gelitten hat, war dazu bestimmt, den gefallenen Menschen wieder in seine ursprüngliche Berufung zu versetzen...

 

Mit anderen Worten:

Unsere Familie, unsere Vorfahren bilden die „Wiege“, in die wir am Beginn unseres Lebens hineingelegt worden sind („in die Wiege gelegt bekommen“ als Ausdruck für vererbte Merkmale). Durch die immer lebendigere Beziehung zu Christus (Gebet und Sakramente) und seiner Mutter (Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens) bekommen wir Anteil an jenen Heilsgnaden, die unseren Lebensweg heilen und heiligen sollen. Diese Gnaden können wir den Verstorbenen auch fürbittweise zuwenden:

 

* Anteil nehmen/geben an der Gnade der Unbefleckten Empfängnis seiner Mutter zur Heilung unserer/ihrer Verwundungen durch die Erbschuld und unseres Stammbaumes;

* Anteil nehmen/geben an der Zeugung/Empfängnis Jesu im Schoß Mariens in der Kraft des Heiligen Geist zur Heilung unserer/ihrer Wunden der Zeugung/Empfängnis (Joh 17,24);

* Anteil nehmen/geben an seiner Schwangerschaftszeit, Geburt, Kindheit, Jugendzeit, öffentlichen Wirken...;

* Anteil nehmen/geben an der Flut von Blut und Wasser, die am Kreuz aus dem Herzen Jesu flossen, um die ganze Welt zu reinigen. In diesem toten, durchbohrten Herzen ist die Hoffnung für alle toten Herzen, dass auch sie in der Fülle göttlichen Lebens auferstehen

* Anteil nehmen/geben an jener Gnade, als der tote Christus in seiner Seele, die mit seiner göttlichen Person vereint blieb, zum Aufenthaltsort der Toten hinabgestiegen ist (637). Denn auch Toten ist das Evangelium verkündet worden (1 Petr 4,6). Im Abstieg zu den Toten vollendete sich die Verkündigung der Frohen Botschaft vom Heil. Er ist die letzte Phase der messianischen Sendung Jesu – eine der Zeitdauer nach sehr knappe, aber ihrer Bedeutung nach unermessliche Phase: die Ausweitung des Erlösungswerkes auf alle Menschen aller Zeiten und aller Orte, denn allen Geretteten wurde die Erlösung zuteil. (634). Diese Seelen nah Jesus mit sich zum Vater hinauf. Seine sühnende Hingabe hat ihnen das Tor zum Paradies geöffnet.

 

Da sich die Seelen im Fegefeuer in einem Prozess der Läuterung von Unvollkommenheiten und des Wachstums in der Erkenntnis Gottes befinden, brauchen sie die Verkündigung des Wortes Gottes, das Blut Christi, das Feuer des Heiligen Geistes, unsere Vergebung etc. – sie brauchen immer volleren Anteil an den Mysterien Christi, die dieser durch seine Kirche weiter ausbreitet.

 

Zu den besonders erwähnenswerten Mysterien Christi, die uns und den Armen Seelen offenstehen, gehören auch:

* Seine Beziehung zu Maria und zum hl. Josef

* Die Gemeinschaft der Heiligen, mit dem Namenspatron

* Der Beistand der Erzengel: Michael (er „streitet“ mit Satan um den Leichnam des Mose und um uns), Raphael (er steht mitten unter den Verstorbenen) und alle Engel, die die Gebete vor Gottes Angesicht tragen

* Die Wasser- und Geist-Taufe im Jordan

* Die Taufe in seinem Blut am Kreuz

* Das Wort Gottes, das uns reinigt und neu gebiert

* Die zugleich kosmische, gesellschaftliche und religiöse Ordnung der Vielzahl der Völker hat Gottes Vorsehung der Obhut der Engel anvertraut (vgl. Dtn 4,19; 32,8!) (KKK 57). Neben unseren Schutzengeln, den Erzengeln und den verschiedenen 9 Chören der Engel dürfen wir auch diese Engel um ihre Hilfe und Führung (Ex 23,20ff) bitten, die den verschiedenen sozialen Gefügen von Gott beigestellt wurden (Dan10,13.20b).

* Ebenso dürfen wir uns verbinden mit der Fürsprache und dem Beistand der himmlischen Patrone (Landespatrone, Kirchenpatrone, Namenspatrone etc.), zur Freisetzung allen Segens, den Gott schenken möchte.

 

 

Für welche Verstorbenen beten:

 

* Eine Seele, die an mir persönlich schuldig geworden ist und mich zu Lebzeiten nicht um Vergebung gebeten hat, bleibt im Jenseits durch diese Schuld an mich und an den Ort der Tat gebunden. Sie kann mich nun nicht mehr direkt um Verzeihung bitten und ist auf meine Bereitschaft angewiesen, ihr damit zuvorzukommen. Da sich der Herr mit meinen Freuden und Leiden solidarisiert, „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan ... Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan“ (Mt 25,40.45), wird er dieser Seele erst dann die volle Erfahrung der Erlösung schenken, wenn ich ihr vergebe und die negativen Gefühle an bestimmte Erinnerungen im Zusammenhang mit ihr loslasse: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“ (Joh 20,22-23).

Zur Aufarbeitung persönlicher Verletzung durch Verstorbene empfiehlt es sich, die detaillierteren Schritte der Vergebung zu beten, wie sie Sr. Usha gezeigt wurden und im Anhang beschrieben werden („Dienst der Versöhnung“).

 

* Im Gegensatz zu okkulten Versuchen (Geisterbeschwören u.ä.), mit Verstorbenen Kontakt aufzunehmen – bei denen sich nicht Arme Seelen melden, sondern Dämonen, die jene imitieren – sucht dieses Gebet nicht den „direkten“ Kontakt, sondern gründet auf der Einheit des gesamten Menschengeschlechtes in Gott und in der besonderen Ordnung der Gnade, die von der Kirche mit der Gemeinschaft der Heiligen gemeint ist.

 

* Beim Gebet anhand ganzer Generationen am besten nicht nur die direkten Verwandten (2 Eltern, 4 Großeltern, 8 Urgroßeltern etc.), sondern auch deren Geschwister, Verwandte, Angestellte, Vorgesetzte u.ä. mit einschließen. Dass die Zahl dann in die Tausende geht, spielt keine Rolle, denn das Erbarmen des Herrn ist unausschöpflich und er will, dass alle Menschen gerettet werden.

 

* Die Bibel spricht an mehreren Stellen davon, dass die Schuld der Väter bis in die dritte und vierte Generation verfolgt werden (z.B. die Sündenfolgen meines Urgroßvaters reichen bis zu mir). Das ist keine mathematisch-exakte Aussage, sondern eine bildhafte und meint „viele“ Generationen, wie zahlreiche biblische und praktische Beispiele zeigen.

 

* Je näher man den persönlich bekannten Verstorbenen kommt (Großeltern, Tanten, Onkel, Eltern, Geschwister etc.), desto wichtiger wird es, bekannte Fakten in die Vergebungsschritte einfließen zu lassen. Ebenso wichtig ist es, die mir persönlich bekannten Verstorbenen einzeln ihrem Herrn und Erlöser Jesus Christus zu übergeben, da die Sündenfolgen desto stärker zu spüren sind, je kürzer sie zurückliegen.

Um möglichst bewusst und zielgerichtet beten zu können, kann das Erstellen einer Stammbaum - Übersicht sehr hilfreich sein.

 

* Es kann vorkommen, dass Gott Verstorbenen erlaubt, sich im Traum, im Gebet oder anders bemerkbar zu machen. Im Normalfall können sie nicht sprechen, höchstens Gesten machen, die Hinweise auf ihre Not oder besondere Bitten darstellen. Es kommt auch vor, dass eine Arme Seele anzeigen darf, wenn sie aufgrund unseres Gebetes das Fegefeuer verlassen darf und in die beseligende Fülle der Anschauung Gottes eintreten darf.

 

* Was ist, wenn ich Vorfahren habe, die in der Hölle sind?

Da wir von niemand sicher wissen, ob er vielleicht in der Hölle ist, schließen wir alle ein, die dieses Gebet brauchen. Bei den Vorbereitungsgebeten bitten wir aber um Schutz vor eventuell verdammten Seelen.

 

* Die Ordnung der Erlösung ist überzeitlich: So konnte Maria im Hinblick auf den Erlösertod Christi im Augenblick ihrer Empfängnis vor den Folgen der Erbschuld bewahrt bleiben (8. Dez.), Jahre bevor Gott Mensch wurde und Jahrzehnte bevor Jesus am Kreuz starb. Die Kirche nennt das „Vorerlöst“. Daraus folgt, dass Gott Menschen retten kann im Hinblick auf Sühnegebete, die von anderen Gläubigen erst Jahre/Jahrzehnte/Jahrhunderte „später“ gebetet werden.

 

 

In welcher Gesinnung / Haltung sollen wir beten:

 

* Das Phänomen der Schuldverflochtenheit innerhalb der Menschheit darf nicht dazu führen, die Schuld für unsere persönlichen Probleme einfach bei den Eltern und den Vorfahren zu suchen, d.h. ihnen praktisch in die Schuhe zu schieben. Unsere Lebenssituation ist nicht ein unabwendbares Schicksal oder das Abbarbeiten irgendeines Karmas, sondern die Frucht unserer eigenverantwortlichen Entscheidungen. Wenn ein Mensch sich vom Herrn auf dem Weg der Umkehr, Erlösung und Heiligung führen lassen möchte, muss er zuallererst seine eigenen Sünden und Fehltritte anschauen, bereuen und in Ordnung bringen. Erst wenn das geschehen ist, ist es sinnvoll, die Ursachen für weiter bestehendes Fehlverhalten in den Verwundungen und Defiziten seitens des Elternhauses zu suchen und durch Vergebung innere Heilung zu empfangen. Wenn dann immer noch unerklärliche Belastungen und Fehlprägungen spürbar sind oder wenn in der Familie mehrere oder alle unter denselben Symptomen leiden, ist es berechtigt, einen Zusammenhang mit unerlöster Schuld von Vorfahren anzunehmen.

 

* Dieses Gebet darf niemals eine Verurteilung oder eine direkte Schuldzuweisung an Verstorbene sein. Es ist ein Akt des Erbarmens und der Sühne. Wir dürfen (stellvertretend) etwas tun, was diesen nicht (mehr) möglich ist. Die Früchte kommen aber beiden Seiten zugute!

 

* Wichtig dabei ist das demütige Bewusstsein der eigenen Sünde und Schwäche („Zieh zuerst den Balken aus deinem eigenen Auge, dann kannst du dich um den Splitter im Auge deines Bruders bemühen“). Die Liebe deckt viele Sünden zu und versucht nicht neugierig Schuld aufzudecken.

 

* Es genügt nicht, aus eigenem Interesse und Wunsch (um befreit zu werden von Sündenfolgen, Krankheiten etc) die Seelen unserer Vorfahren aus dem Fegefeuer zu erlösen. Wenn es aus Liebe zu ihnen geschieht, ist es die wahre Fürbitte und Hilfe zur Miterlösung.

Folgende Grundhaltung soll uns erfüllen: Gebetseifer – Glaube – Demut – Liebe – Hoffnung.

Gott weckt in den Herzen guten Willens Liebe und Erbarmen für die verstorbenen Geschwister. Dieses Gebet für die Verstorbenen führt zur Versöhnung mit unserem Stammbaum, mit unserer Sippe.

 

* Die Früchte unserer Fürbitte werden von Gott den Armen Seelen „in der ihrer Befindlichkeit eigenen Weise“ zugewendet. Wir wissen nicht genau, wie unser Gebet „wirkt“ und können deshalb nicht gewaltsam Seelen aus dem Fegefeuer „herausbeten“. Es ist ein kindlicher Akt des Vertrauens.

 

* Die hier angeführten Gebete sind Formulierungsvorschläge zum „anhalten“ und aus verschiedenen Erfahrungen heraus entstanden.

 

* Entscheidend ist die Inbrunst des Herzens, mit der ich für meine Geschwister bete, ringe und opfere. Es geht nicht um das mechanische Aussprechen von vorgeschriebenen Gebeten nach genauer Reihenfolge (was Magie wäre), sondern um gelebten Glauben, Hoffnung und Liebe.

 

 

Geistliche Waffenrüstung:

 

Da die Armen Seelen, für die wir hier beten, noch mehr oder weniger Herzensverhärtungen und Widerstände gegen das Eingestehen von Schuld und Versöhnungsbitten in sich haben und von Mächten der Finsternis bedrängt sind (besonders bei schwerer wiegenden Sünden wie Unversöhntheit, Götzendienst, Aberglaube, Okkultismus, Mord, Ungerechtigkeit, Lüge, Betrug ...), bedeutet das Eintreten für sie auch eine Konfrontation mit der Finsternis in ihrem Herzen und den Dämonen, die sie verführt und gebunden haben. Durch ihre Sünden hat Satan noch ein gewisses „Anrecht“ auf sie und kann als Ankläger gegen sie auftreten, im Gegensatz zu den schon vollendeten Seelen: „... denn gestürzt wurde der Ankläger unserer Brüder, der sie bei Tag und bei Nacht vor unserem Gott verklagte“ (Offb 12,10).

 

Diese direkten Sühnegebete zur Unterstützung ihrer Läuterung und Heiligung dürfen auf keinen Fall ohne Vorbereitung angegangen werden und erfordern den klugen Einsatz der verschiedenen Waffen für den Geistlichen Kampf:

vorheriges Fasten und vorbereitendes Beten um ein reines Herz, Anrufung des Kostbaren Blutes Christi, der Seligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria, des Erzengels Michael, der Schutzengel, des heiligen Josef, aller Heiligen, das Gebet der Kirche, die Heiligen Messen auf der ganzen Erde etc.

 

 

Zu zweit:

 

Wie die Erfahrung zeigt, ist dieses stellvertretende Eintreten für Verstorbene dem Bösen Feind zuwider. Er versucht mit allen Möglichkeiten, diese Gebete zu verhindern oder anzugreifen. Deshalb ist es sehr ratsam, in einer Gruppe oder mit jemand zweiten zu beten und den Segen und Gebetsschutz eines Priesters dafür zu erbitten. Es ist auch ratsam, beim Gebet auftauchende Eindrücke und Erlebnisse aufzuschreiben und mit dem Geistlichen Begleiter zu besprechen, um nicht in die Irre zu gehen.

 

 

Anschließende Befreiungsgebete:

 

Es hat sich gezeigt, dass das Gebet um Befreiung von geistlichen/dämonischen Belastungen im Zusammenhang mit Vorfahren sehr leicht gelingt, wenn zuvor systematisch und umfassend die Schuld der Vorfahren im stellvertretenden Fürbittgebet unter das Kreuz Christi gebracht und mit seinem kostbaren Blut bedeckt wurde, da Satan dadurch der „Nährboden“ entzogen wurde. Er kann sich nur dort „aufhalten“, wo es Sünde gibt.

 

 

Freude:

 

Oft wird als Frucht dieses Gebetes eine große Freude erfahren; diese ist Anteil an der Freude der Armen Seelen, die Erleichterung empfangen haben und schon mehr vom Licht der Liebe und des Lebens Gottes empfangen konnten. Sie haben große Sehnsucht nach unserer Zuwendung durch das Eucharistische Opfer, Fasten, Bußwerke, Almosen, Ablässe und Fürbitten (KKK 1032). In diesem Zusammenhang müssen die nachfolgenden Gebetsvorschläge gesehen werden:

 

 


Einige Bibelstellen zur Verflochtenheit menschlicher Heils- und Unheilsgeschichte:

 


AT:

 

Gen      3,15ff

4,1-16

6,1-8

9,1-17

9,18-27

15,13-16

17,1-22

20,1-18

27

28,12-15

49

Ex       20,5f (par. Dtn 5,9)

34,7 (vgl. Deut 7,9) (par. Num 14,18; vgl. Ps 86,15, Jer 32,18, Nah 1,3, Joel 2,13)

22,21-23

32,34

34,1-27

Lev      26,3-46

Num    5,19-28

14 (bes. V. 34f)

16,33

19,1-22

27,1-11

Deut     5,2; 7,1ff

12,28

28,1-30,20

Ri         2,11-ff

8,22-9,57

17,1-3

Jos      6,26

15,63

16,10

17,12 etc;

19,9

21,1-42

24,14-28

Ri         2,20-3,6 etc

2 Sam  3,27-39

7

11ff - 1 Kön 1ff

12,9-13

12,13-15

13

21,1-14

1 Kön  2,5-6.28-35

8,31-32

9,20-21

11,1-13

16,29ff

16,34

19,1

16,29-22,40

21,29

2 Kön  22,1-23,25

23,26-27

1 Chr   17

21,1-18

2 Chr   6,21f

24,17-27

34,21-28

36,21

Esra     4,1

Neh     1,4-11

            9

Tob      3,1-17

6,1-18

8,1-3

            8,21

            12,6-20

Judith   8

Ester    1,12

            2,1

            4,17K-ff

2 Makk 7

12,32-45

Ps        9

19,11

51,7

69

79,8

85!

89

99

106, 28-31

107 (bes. 1-22)

109

Ijob      20,10

Weish !

Spr      3,33

9,18

17,13

22,22f

23,11

30,17

Sir        4,16

            5,3

7,1-3

7,33

17,24f

41,5-13

44-50

Jes       25,7-8

40,1-2

58,6-9

58,12

61,4

Jer      2,1-9

2,19

3,25

7,22-28

16,18

17,11

29,10

32,16-25

36,30-32

40-45

46,26-28

Bar      1,15-3,8

6,2-6

Klgl     1,1-5,22

4,22

Ez        (das ganze Buch)

3,16-21 (33,1-9)

18 (vgl. 33,10-20)

32,17-32

44, 4-31

Dan     3,24-45

9,1-27 (Bußgebet)

Zeph    3,15

Hos      2,2

            5,7

Am      9,11

Mi        7,11)

Mal      3,24

 

NT

 

Mt       1,1-17

5,17-19

5,25

8,29; 9,2

12,32

16,18f

18,23-35

23,34-36

25,31-46

27,25

27,51-53

Mk      3,28f

            9,49

Lk       1, 5ff

1,17

3,1-2

3,23-38

4,18f

11, 47-51

12,58

13,1-5

19,9

Joh       4,53

            8,39-47

            10.35

14,10f

20,22f

Apg     11,14

16,15

Röm     1,18

3,23

1 Kor   3,13-15

15,29

Gal       2,11-5,12

Kol      1,24

3,1-7

1 Thess            4,14f (+Rituale)

1 Tim   2,1-4

2 Tim   1,3-5

Hebr    3,7-4,11

7,4-10

10

11,39-40

12,4-11

12,14f

12,23

13,3

1 Petr   1,7

            1,18

3,19

4,6

4,8 (vgl. Spr 10,12; 1 Kor 13,7; Jak 5,20)

Offb     1,18

3,7f

20,13


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