Familienschuld und Heilung -
Vergebungs-
und Sühnegebete für Verstorbene -
Gebete
zum Abbau geistlicher Belastungen auf Familien, Gruppen, Nationen und Orten:
Grundlegung
Im
Licht der göttlichen Offenbarung belehrt uns die Kirche über die Realität
einer Schuldverflochtenheit innerhalb der gesamten Menschheit (aus dem Katechismus
der Katholischen Kirche, KKK
403, 404, 407, 408, 418, 419):
Das
ganze Menschengeschlecht ist in Adam wie der eine Leib eines einzelnen
Menschen. Wegen dieser Einheit des Menschengeschlechtes sind alle Menschen in
die Sünde Adams verstrickt, so wie alle in die Gerechtigkeit Christi
einbezogen sind. Indem Adam und Eva dem Versucher nachgeben, begehen sie eine
persönliche Sünde, aber diese Sünde trifft die Menschennatur, die sie in
der Folge im gefallenen Zustand weitergeben. Sie ist eine Sünde, die durch
Fortpflanzung (Abstammung 978) an die ganze Menschheit weitergegeben wird, nämlich
durch die Weitergabe einer menschlichen Natur, die der ursprünglichen
Heiligkeit und Gerechtigkeit mangelt. Sie ist „Sünde“ im übertragenen
Sinn, eine Sünde, die man „miterhalten“, nicht aber begangen hat, ein
Zustand, keine Tat. Sie ist „der Tod der Seele“. Sie wird zusammen mit der
menschlichen Natur durch Fortpflanzung übertragen und nicht etwa bloß durch
Nachahmung. Infolge der Erbsünde verlor der Mensch seine Ähnlichkeit und
freundschaftlichen Umgang mit Gott (705), wurden die Menschen voneinander
getrennt (845), ist die menschliche Natur in ihren Kräften geschwächt und
von Krankheiten geplagt (1505), der Unwissenheit, der Selbstentfremdung, dem
Leiden und der Herrschaft des Todes unterworfen und zur Sünde, ja zum Laster
(1865) geneigt. Die Erbsünde führt zur Knechtschaft unter der Gewalt des
Teufels. Die Welt als Ganze ist dadurch in einer sündigen Verfassung. Die
„Sünde der Welt“ bezeichnet den negativen Einfluss, den die
Gemeinschaftssituationen und Gesellschaftsstrukturen, die aus den Sünden der
Menschen hervorgegangen sind, auf die Menschen ausüben. „Sündige
Strukturen“ sind Ausdruck und Wirkung persönlicher Sünden. (1869)
Zusamenfassung:
Das ganze Menschengeschlecht ist eine organische Einheit. Durch die Sünde der
Stammeltern wird die menschliche Natur in einem mangelhaften Zustand durch
Fortpflanzung (Abstammung) an jeden Menschen weitergegeben.
Das
Beziehungsgeflecht (d.h. auch die Schuldverflochtenheit) innerhalb der
Menschheit hat verschiedene Konkretisierungen, Verdichtungen und
Dimensionen:
Jeder
Mensch ist hineingeboren in ein natürliches (Menschheit) und ein übernatürliches
Beziehungsgeflecht (Kirche). Wir fangen nicht bei Null an, sondern übernehmen
ein sehr verschiedenartiges Erbe von unseren Eltern, Großeltern etc.:
Materiell, Genetisch, Sozial, Ideell, Geistig...
Die
Beziehungen innerhalb der Menschheitsfamilie haben synchronen und diachronen
Charakter: das Tun des Einzelnen wird
beeinflusst durch die Menschen seiner Umgebung (synchron) und jene, die
zeitlich vor ihm gelebt haben oder nach ihm leben (diachron); ebenso beeinflusst
jeder Mensch auch seinerseits die Menschen um ihn, vor und nach ihm. Das Gute
oder Böse des Einzelnen hat Auswirkungen auf alle anderen in allen Ebenen von
Raum und Zeit.
Weil es in Gott verschiedene innergöttliche Relationen gibt, lebt auch der nach dem Bilde Gottes geschaffene Mensch in seiner Einheit von Leib und Seele innerhalb verschiedener Beziehungsgeflechte: materielle und geistige, Raum und Zeit überschreitende, genetisch-familiäre (Charakter, Aussehen...), kollektiv-psychologische („Amerikaner sind so und so...), historisch-nationale („Die Deutschen und das 1000-jährige Reich“), soziale (Milieu), geistige (Segen und Fluch), geographische, kulturelle, politische, wirtschaftliche („Dritte Welt“).
Die
Menschheit ist nicht wie ein Haufen einzelner Kieselsteine, die nebeneinander
und übereinander liegen, sondern von Natur aus einem lebendigen Organismus
mit einem komplexen Beziehungsgeflecht vergleichbar:
Zusammenfassung:
Das Beziehungsgeflecht, in dem der Mensch aufwächst, hat verschiedene
Dimensionen und Verdichtungen. Das Tun des Einzelnen beeinflusst jeden anderen
und wird von jedem Einzelnen beeinflusst.
Segen
und Fluch, Gottes Zorn, Heil in Christus:
Von
unseren Vorfahren erben wir also nicht nur biologisch-genetische und
psychische Merkmale und Verhaltensmerkmale, sondern auf der geistigen
(spirituell-religiös) Ebene auch Segen und Fluch (vgl. Deut 28-30).
Beim
ersten der 10 Gebote heisst es in Ex 20,5f: „Du
sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht
verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger
Gott: Bei denen, die mir feind sind,
verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten
Generation; bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise
ich Tausenden meine Huld.“
„Denkt
nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin
nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich
euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des
Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist.“(Mt 5,17f)
Dieses
alte Gesetz bildet in seiner Unvollkommenheit die erste Stufe des
geoffenbarten Gesetzes und bereitet auf das neue Gesetz des Evangeliums und
der Gnade vor. Seine Lehre aber – weil es Wort Gottes ist – bleibt für
immer bestehen. (KKK 1962-1966)
Jesus
war der einzige, der das Gesetz in vollem Umfang zu erfüllen vermochte
(578,580). Er geht dabei so weit dass er sogar den „Fluch des Gesetzes“ (Gal
3,13) auf sich nimmt, den sich jeder zuzieht, der sich nicht an alles hält,
was zu tun das Buch des Gesetzes vorschreibt (Gal 3,10) (KKK 580).
Erst
die Zuwendung zu Christus befreit uns von den Folgen der eigenen Sünden und
der Sündenfolgen unserer Vorfahren: „Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges
Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern
Gottes Zorn bleibt auf ihm“ (Joh 3,36).
Jesus
sagt sehr deutlich, dass nur er die Türe zum Vater ist; niemand kommt zum
Vater ausser durch ihn. „Dann sagte er
zu ihnen: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen
Geschöpfen. Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht
glaubt, wird verdammt werden.“ (Mk 16,15f)
Schon
die ersten Christen bemühten sich, ihren verstorbenen ungetauften Angehörigen
und Vorfahren die Taufgnade fürbittend zukommen zu lassen, d.h. für sie zu
bitten um Befreiung von der Erbschuld und ihren Folgen: 1 Kor 15,29: „Wie
kämen sonst einige dazu, sich für die Toten taufen lassen? Wenn Tote gar
nicht auferweckt werden, warum lässt man sich dann taufen für sie?“
Gott
will, dass alle Menschen gerettet und geheiligt werden (1 Tim 2,4), Lebende
und Verstorbene. An diesem Werk der Erlösung dürfen wir mitarbeiten. Als
Angehörige einer bestimmten Verwandtschaft/Sippe haben wir für jene unserer
Vorfahren besondere Vollmacht und Verantwortung, die sich noch im Läuterungsleiden
befinden und unsere Hilfe brauchen. Durch diesen besonderen Dienst der Versöhnung
werden diese Seelen zu unseren Fürsprechern im Himmel!
In
der geistlichen Schuldverflochtenheit liegt der Ansatz für die Notwendigkeit
und Wirksamkeit von Fürbittgebet für Verstorbene.
Auf
allen oben genannten Ebenen (Menschentypen ... Geistliche Familien) ist Umkehr
und Sühnegebet notwendig zur Aufarbeitung geistlicher „Altlasten“. Ein
besonderes Beispiel gab uns Papst Johannes
Paul II mit seinem großen Schuldbekenntnis für die Sünden, die im Laufe
der Kirchengeschichte von Gliedern der Kirche begangen wurden. Dieses
Confiteor am 12. März des Jubeljahres 2000 sollte der Reinigung
des Gedächtnisses und der Heilung
der Erinnerungen dienen: „Gott möge die Reue seines Volkes annehmen,
das in Demut seine Schuld bekennt, und ihm seine Barmherzigkeit schenken.“
Zusammenfassung:
Die Heilige Schrift spricht an hunderten von Stellen über die Segens- und
Schuldverflochtenheit der Generationen (siehe Anhang). In Christus werden wir
zu einer neuen Schöpfung (2 Kor 5,17), beginnt die Erlösung und Heiligung
dieser Bezeihungsgeflechte.
Taufe und ihre Wirksamkeit bezüglich Erbschuld und
geistlicher Belastungen:
1253
Die Taufe ist das Sakrament des
Glaubens [Vgl. Mk 16,16]... Der Glaube, der zur Taufe erforderlich ist, muß
nicht vollkommen und reif sein; es genügt ein Ansatz, der sich entwickeln
soll.
1254
Bei allen Getauften, ob sie nun Kinder
oder Erwachsene sind, muß nach der Taufe der Glaube wachsen. Die
Taufvorbereitung führt nur zur Schwelle des neuen Lebens.
1255
Damit sich die Taufgnade entfalten
kann, ist die Hilfe der Eltern wichtig. Auch der Pate und die Patin sollen
mitwirken.
1263
Durch die Taufe werden sämtliche Sünden nachgelassen, die Erbsünde und alle persönlichen Sünden sowie die [ewigen] Sündenstrafen
[Vgl. DS 1316]. In denen, die wiedergeboren sind, verbleibt nichts, das sie am
Eintritt in das Reich Gottes hindern würde, weder die Sünde Adams noch die
persönliche Sünde noch die Folgen der Sünde, deren schlimmste die Trennung
von Gott ist.
1264/978
Im Getauften verbleiben jedoch gewisse
zeitliche Folgen der Sünde: Leiden, Krankheit, Tod, Gebrechen, die mit dem
Leben gegeben sind (wie etwa Charakterschwächen), sowie eine Neigung zur Sünde,
die von der Tradition als Konkupiszenz [Begierlichkeit] oder, bildhaft, als
„Herd der Sünde" [fomes peccati] bezeichnet wird...
Zusammenfassung:
Im Sakrament der Taufe erhalten wir übernatürliches Leben für unsere Seele,
doch warten wir noch auf die Erlösung unseres Leibes. Die ewigen Sündenfolgen
sind beseitigt, doch gewisse zeitliche bleiben. Diese nun sind mitgeprägt von
meiner familiären Abstammung. Das geistliche Leben als Christ ist ein
fortlaufender Prozess der Heilung und Heiligung unseres Herzens und unseres
Stammbaumes durch die Entfaltung der Taufgnade in allen Schichten und
Bereichen der menschlichen Person.
Das Wesen der Sünde
1849,1850: sie ist ein Verstoß gegen die Vernunft, die Wahrheit und das rechte Gewissen; sie ist eine Verfehlung gegen die wahre Liebe zu Gott und zum Nächsten aufgrund einer abartigen Anhänglichkeit an gewisse Güter. Sie verletzt die Natur des Menschen und die menschliche Solidarität...sie ist eine Beleidigung Gottes...ist Ungehorsam...Auflehnung gegen Gott...ist die bis zur Verachtung Gottes gesteigerte Selbstliebe...
Der Bekehrungsvorgang, der Weg der Umkehr und Buße, hat viele Stationen und Hilfen durch die Kirche, besonders das Sakrament der Buße (1422-1498
Der Läuterungsort: „Fegefeuer“ (Purgatorium)
KKK 1030 Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können.
1031 Die Kirche nennt diese abschließende Läuterung der Auserwählten, die von der Bestrafung der Verdammten völlig verschieden ist, Purgatorium [Fegefeuer]... Im Anschluß an gewisse Schrifttexte [Vgl. z.B. 1 Kor 3,15, 1 Petr 1,7] spricht die Überlieferung der Kirche von einem Läuterungsfeuer:
„Man muß glauben, daß es vor dem Gericht für gewisse leichte Sünden noch ein Reinigungsfeuer gibt, weil die ewige Wahrheit sagt, daß, wenn jemand wider den Heiligen Geist lästert, ihm ‚weder in dieser noch in der zukünftigen Welt‘ vergeben wird (Mt 12,32). Aus diesem Ausspruch geht hervor, daß einige Sünden in dieser, andere in jener Welt nachgelassen werden können" (Gregor d. Gr., dial. 4,39).
1032 Diese Lehre stützt sich auch auf die Praxis, für die Verstorbenen zu beten, von der schon die Heilige Schrift spricht: „Darum veranstaltete [Judas der Makkabäer] das Sühnopfer für die Verstorbenen, damit sie von der Sünde befreit werden" (2 Makk 12,45). Schon seit frühester Zeit hat die Kirche das Andenken an die Verstorbenen in Ehren gehalten und für sie Fürbitten und insbesondere das eucharistische Opfer [Vgl. DS 856] dargebracht, damit sie geläutert werden und zur beseligenden Gottesschau gelangen können. Die Kirche empfiehlt auch Almosen, Ablässe und Bußwerke zugunsten der Verstorbenen.
(Ein
mathematischer Vergleich:)
Hölle
bedeutet das endgültige Nein zur
Liebe; im Herzen ist 0% Liebesfähigkeit und –wille; das Herz ist ganz
dunkel, kalt und hart geworden.
Himmel
bedeutet, dass das menschliche Herz
vollkommen geläutert und rein, 100% liebesfähig geworden ist; es ist ganz
erfüllt vom Licht und der Kraft des Heiligen Geistes und in vollkommener
Einheit mit Gott und allen anderen Geschöpfen.
Fegefeuer
(Reinigungsort, Läuterungsort) ist
alles dazwischen: 1-99%. Es besteht im inneren Schmerz angesichts der immer
tieferen Erkenntnis der Offenbarung und Liebe Gottes und der mangelnden
Antwort darauf während der gewährten Erdenzeit; es ist ein klares Sehen
dessen, was vom eigenen Leben „unter dem Strich bleibt“, was sein hätte können,
wenn man dem Gewissen und dem Ruf Gottes mehr gehorcht hätte; es bedeutet
schmerzhafte Reinigung von Sünden und deren unheilvollen Folgen im eigenen
Herzen („zeitliche Sündenstrafen“) und bei den Nachfahren bzw.
Untertanen; im Feuer der Liebe Gottes geschieht Reinigung von den
verschiedensten Verhärtungen und Egoismen, Versöhnung mit allen Menschen,
mit Gott und mit der eigenen Lebensgeschichte, Loslassen ungeordneter und schädlicher
Bindungen an Menschen, Dinge, Vorstellungen etc. (KKK 1472), Ausleiden bzw.
Mitleiden jener Dinge/Sündenfolgen, die man auf Erden nicht mehr in Ordnung
gebracht hat und die jetzt die nachfolgenden Generationen mittragen müssen.
Die
Seelen, die sich im Läuterungsprozess befinden, machen innere Kämpfe durch.
Der große Trost dieser Seelen besteht aber darin, sich für Christus nicht
endgültig verschlossen zu haben, vor der ewigen Hölle gerettet zu sein, auch
wenn der „Weg“ zur Heiligkeit noch ein „weiter“ ist. Je weiter sie
nach „oben“ steigen, desto größer wird ihre Freude an Gott, desto tiefer
erkennen sie ihn und desto mehr beten sie für uns. Unsere Fürbitte für sie
hilft ihnen und macht auch ihre Fürbitte für uns wirksam (KKK 958).
(Aus
dem Büchlein der Marianischen Priesterbewegung mit kirchlichem Imprimatur,
326, 557f, 923): „...eure Brüder, die sich noch im Fegefeuer reinigen.
Dabei opfern sie mir (dauerhaftes) Gebete und Leiden auf. Bindet euch stärker
an die Heiligen des Himmels und an jene, die sich noch im Fegefeuer reinigen.
Greift zurück auf die Gemeinschaft des Gebetes mit den heiligen Seelen des
Fegefeuers. Diese Gebetsgemeinschaft mit den büßenden Seelen schenkt ihnen
das Licht und die Tröstung, die Zeit ihrer Reinigung abzukürzen, und gewährt
euch die Sicherheit und den Mut, meinen Plan in eurem Leben zu
verwirklichen...Sie haben die Gewissheit, gerettet zu sein, sind jedoch noch
nicht voll und ganz im Besitz Gottes.“
1095f:
„...sie bilden den kostbarsten Teil der siegreichen Schar Mariens. Die
Seelen im Fegefeuer bitten für euch, sie bieten ihre Leiden zu eurem Wohle
an, und durch eure Gebete wird ihnen geholfen, sich von den menschlichen
Unvollkommenheiten zu befreien, die sie daran hindern, in die ewige Freude des
Paradieses einzugehen.“
Zusammenfassung:
Im Fegefeuer gewährt Gott dem Menschen die letzte Möglichkeit, von den
Folgen seiner Sünden gereinigt und geheilt zu werden. Alles, was auf Erden
nicht „erledigt“ worden ist, muss nun ausgelitten werden. Die Lebenden
sind eingeladen, den Verstorbenen dabei zu helfen.
Die „Gemeinschaft der Heiligen“:
947 „Da alle Gläubigen einen einzigen Leib bilden, wird das Gut des einen dem anderen mitgeteilt ... Somit muß man glauben, ... daß in der Kirche eine Gütergemeinschaft besteht ... Das wichtigste unter allen Gliedern der Kirche aber ist Christus, denn er ist das Haupt... Also wird das Gut Christi allen Christen mitgeteilt, so wie die Kraft des Hauptes allen Gliedern, und diese Mitteilung geschieht durch die Sakramente der Kirche" (Thomas v. A., symb. 10). „Die Einheit des Geistes, durch den [die Kirche] geleitet wird, bewirkt, daß das, was sie empfangen hat, allen gemeinsam ist" (Catech. R. 1,10,24).
948 Der Ausdruck „Gemeinschaft der Heiligen" hat somit zwei Bedeutungen, die eng miteinander zusammenhängen: „Gemeinschaft an den heiligen Dingen" [sancta] und „Gemeinschaft zwischen den heiligen Personen" [sancti].
950 Die Gemeinschaft an den Sakramenten. „Die Früchte aller Sakramente kommen allen Gläubigen zugute; und die Sakramente bilden gleichsam die heiligen Bande, die die Gläubigen aufs engste mit Christus verbinden; vor allem gilt das von der Taufe, durch die sie wie durch die Türe in die Kirche eintreten. Unter dieser ‚Gemeinschaft der Heiligen‘ ist die Gemeinschaft an den Sakramenten zu verstehen ... Obschon dieser Name [,‚Gemeinschaft"] allen Sakramenten zukommt, da sie uns mit Gott verbinden ...‚ so ist er mehr der Eucharistie zu eigen, weil sie diese Gemeinschaft bewirkt" (Catech. R. 1,10,24).
953 Die Gemeinschaft in der Liebe. „Keiner von uns lebt sich selber und keiner stirbt sich selber" (Röm 14,7) in der Gemeinschaft der Heiligen. „Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm. Ihr aber seid der Leib Christi, und jeder einzelne ist ein Glied an ihm" (1 Kor 12, 26—27). Die Liebe „sucht nicht ihren Vorteil" (1 Kor 13,5) [Vgl. 1 Kor 10,24]. Die geringste unserer Handlungen wirkt sich, wenn sie aus Liebe geschieht, zum Vorteil aller aus. Dies geschieht in der Solidarität mit allen lebenden und toten Menschen, die auf der Gemeinschaft der Heiligen gründet. Jede Sünde schadet dieser Gemeinschaft.
954 Die drei Stände der Kirche. „Bis der Herr kommt in seiner Erhabenheit und alle Engel mit ihm und nach der Vernichtung des Todes ihm alles unterworfen ist, pilgern die einen von seinen Jüngern auf Erden [kämpfende Kirche], andere, die dieses Leben vollendet haben, werden gereinigt [leidende Kirche], andere aber werden verherrlicht und schauen deshalb ‚klar den dreifaltigen und einen Gott selbst, wie er ist [triumphierende Kirche]"(LG 49).
955 „Die Einheit der Erdenpilger mit den Brüdern, die im Frieden Christi entschlafen sind, wird also keineswegs unterbrochen, sie wird vielmehr nach dem beständigen Glauben der Kirche durch die Mitteilung geistlicher Güter gestärkt" (LG 49).
958 Die Gemeinschaft mit den Verstorbenen. „In ganz besonderer Anerkennung dieser Gemeinschaft des ganzen mystischen Leibes Jesu Christi hat die Kirche der [Erden]pilger von den anfänglichen Zeiten der christlichen Religion an das Gedächtnis der Verstorbenen mit großer Ehrfurcht gepflegt und hat, ‚weil es ein heiliger und heilsamer Gedanke ist, für die Verstorbenen zu beten, damit sie von ihren Sünden erlöst werden‘ (2 Makk 12,45), auch Fürbittgebet für sie dargebracht" (LG 50). Unser Gebet für die Verstorbenen kann nicht nur ihnen selbst helfen: wenn ihnen geholfen ist, kann auch ihre Fürbitte für uns wirksam werden.
1689
Das eucharistische Opfer... In ihm bekundet die Kirche ihre wirkkräftige
Gemeinschaft mit dem Verstorbenen: Sie bringt dem Vater im Heiligen Geist das
Opfer des Todes und der Auferstehung Christi dar und bittet ihn, sein Kind von
seinen Sünden und deren Folgen zu reinigen und es in die österliche Fülle
des himmlischen Hochzeitsmahles aufzunehmen [Vgl. OEx 57]. Durch die so
gefeierte Eucharistie lernt die Gemeinde der Gläubigen, besonders die Familie
des Verstorbenen, in Gemeinschaft mit dem zu leben, der „im Herrn
entschlafen" ist, indem sie den Leib Christi empfängt, dessen lebendiges
Glied er ist, und dann für ihn und mit ihm betet.
1475
In der Gemeinschaft der Heiligen „besteht unter den Gläubigen — seien sie
bereits in der himmlischen Heimat oder sühnend im Reinigungsort oder noch auf
der irdischen Wanderschaft — in der Tat ein
dauerhaftes Band der Liebe und ein überreicher Austausch aller Güter"
(ebd.). In diesem wunderbaren Austausch
kommt die Heiligkeit des einen den anderen zugute, und zwar mehr, als die Sünde
des einen dem anderen schaden kann. So ermöglicht die Inanspruchnahme der
Gemeinschaft der Heiligen dem reuigen Sünder, daß er von den Sündenstrafen
früher und wirksamer geläutert wird.
1476
Diese geistlichen Güter der Gemeinschaft der Heiligen nennen wir auch den Kirchenschatz.
„Er ist nicht so etwas wie eine Summe von Gütern nach Art von materiellen
Reichtümern, die im Lauf der Jahrhunderte angesammelt wurden. Vielmehr
besteht er in dem unendlichen und unerschöpflichen Wert, den bei Gott die Sühneleistungen
und Verdienste Christi, unseres Herrn, haben, die dargebracht wurden, damit
die gesamte Menschheit von der Sünde frei werde und zur Gemeinschaft mit dem
Vater gelange. Der Kirchenschatz ist Christus, der Erlöser, selbst, insofern
in ihm die Genugtuungen und Verdienste seines Erlösungswerkes Bestand und
Geltung haben [Vgl. Hebr 7,23—25; 9,11—28.]" (ebd.).
1477
„Außerdem gehört zu diesem Schatz auch der wahrhaft unermeßliche, unerschöpfliche
und stets neue Wert, den vor Gott die Gebete und guten Werke der seligsten Jungfrau Maria und aller
Heiligen besitzen. Sie sind den Spuren Christi, des Herrn, mit seiner
Gnade gefolgt, haben sich geheiligt und das vom Vater aufgetragene Werk
vollendet. So haben sie ihr eigenes Heil gewirkt und dadurch auch zum Heil
ihrer Brüder in der Einheit des mystischen Leibes beigetragen" (ebd.).
1479
Da die verstorbenen Gläubigen, die sich auf dem Läuterungsweg befinden,
ebenfalls Glieder dieser Gemeinschaft der Heiligen sind, können wir ihnen
unter anderem dadurch zu Hilfe kommen, daß wir für sie Ablässe erlangen. Dadurch werden den Verstorbenen im Purgatorium für
ihre Sünden geschuldete zeitliche Strafen erlassen.
Zusamenfassung: In Christus sind wir zusätzlich zu unserem menschlichen Beziehungsgeflecht auch in die Gemeinschaft der Heiligen eingebettet, innerhalb der ein reger Austausch der Güter herrscht. Hier ist auch die Grundlage für stellvertretende Vergebungsbitten und Sühnegebete.
1471 Der Ablaß ist Erlaß einer
zeitlichen Strafe vor Gott für Sünden, die hinsichtlich der Schuld schon
getilgt sind. Ihn erlangt der
Christgläubige, der recht bereitet ist, unter genau bestimmten Bedingungen
durch die Hilfe der Kirche, die als Dienerin der Erlösung den Schatz der
Genugtuungen Christi und der Heiligen autoritativ austeilt und zuwendet.
„Der
Ablaß ist Teilablaß oder vollkommener Ablaß, je nachdem er von der
zeitlichen Sündenstrafe teilweise oder ganz freimacht." Ablässe können
den Lebenden und den Verstorbenen
zugewendet werden.
1472
Um diese Lehre und Praxis der Kirche zu verstehen, müssen wir wissen, daß
die Sünde eine doppelte Folge hat. Die schwere Sünde beraubt uns der
Gemeinschaft mit Gott und macht uns dadurch zum ewigen Leben unfähig. Diese
Beraubung heißt „die ewige Sündenstrafe".
Andererseits zieht jede Sünde, selbst eine geringfügige, eine schädliche
Bindung an die Geschöpfe nach sich, was der Läuterung bedarf, sei es
hier auf Erden, sei es nach dem Tod im sogenannten Purgatorium [Läuterungszustand].
Diese Läuterung befreit von dem, was man „zeitliche
Sündenstrafe" nennt. Diese beiden Strafen dürfen nicht als eine Art
Rache verstanden werden, die Gott von außen her ausüben würde, sondern als
etwas, das sich aus der Natur der Sünde ergibt. Eine Bekehrung, die aus glühender
Liebe hervorgeht, kann zur völligen Läuterung des Sünders führen, so daß
keine Sündenstrafe mehr zu verbüßen bleibt [Vgl. K. v. Trient: DS
1712—1713; 1820].
1473 Die Sündenvergebung und die
Wiederherstellung der Gemeinschaft mit Gott bringen den Erlaß der ewigen Sündenstrafen
mit sich. Zeitliche Sündenstrafen verbleiben jedoch.
Der Christ soll sich bemühen, diese zeitlichen Sündenstrafen als eine Gnade
anzunehmen, indem er Leiden und Prüfungen jeder Art geduldig erträgt und,
wenn die Stunde da ist, den Tod ergeben auf sich nimmt. Auch soll er bestrebt
sein, durch Werke der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe sowie durch Gebet
und verschiedene Bußübungen den „alten Menschen" gänzlich abzulegen
und den „neuen Menschen" anzuziehen [Vgl. Eph 4,24].
[Papst
Johannes Paul II, Generalaudienz vom 29. Sept. 1999:]
„Der
gekreuzigte Jesus ist der große „Ablass“, der große „Sündennachlass“,
den der Vater der Menschheit gewährt hat, mit der Möglichkeit eines Lebens
als Kinder Gottes im Heiligen Geist. Dieses Geschenk wartet darauf, vom
Menschen angenommen und beantwortet zu werden. Auf der einen Seite wird der
Mensch im Sakrament der Buße von seinen Sünden freigesprochen. Der
Genesungsprozess ist eingeleitet. Auf der anderen Seite bleiben aber Wunden
zurück, die sich erst nach und nach schließen und langsam heilen. Die Ablässe
bezeichnen Schritte auf diesem Weg der vollständigen Heilung. Sie sind eine
Art Medizin je nach dem Maß, in dem sich der Mensch auf eine tiefe und
ehrliche Umkehr einlässt.
Die
Versöhnung mit Gott macht trotz des überreichen Erbarmens Gottes einen
anstrengenden Prozess erforderlich, in den der Mensch mit seinem persönlichen
Einsatz und die Kirche mit ihrem sakramentalen Auftrag einbezogen sind. Für
die Vergebung nach der Taufe begangener Sünden hat dieser Weg seinen
Mittelpunkt im Sakrament der Buße, reift aber auch nach dessen Vollzug
weiter. Der Mensch muss in der Tat
schrittweise von den negativen Folgen „geheilt“ werden, die die Sünde in
ihm zurückgelassen hat (und welche die theologische Tradition
„Strafe“ und „Schuld der Sünde“ nennt). Schon im Alten Testament
sehen wir, dass auch nach der Vergebung noch Sündenstrafen zu erleiden sind:
Ex 34,6-7; 2 Sam 12,11-13; 16,21. Durch Züchtigung stellt die Vaterliebe
Gottes die verletzte Ordnung zum Wohl des Menschen wieder her (Hebr 12,4-11).
In
diesem Zusammenhang meint zeitliche Strafe die Leidensbefindlichkeit
desjenigen, der, obschon mit Gott versöhnt, noch jene „Schuld“ der Sünde
an sich trägt, die ihn nicht völlig offen für die Gnade sein lässt. Und
eben in im Blick auf die vollkommene
Genesung ist der Sünder gerufen, einen Weg
der Reinigung zur Fülle der Liebe aufzunehmen. Bei diesem Weg kommt uns
die Barmherzigkeit Gottes mit besonderen Hilfen entgegen. Die
zeitliche Strafe selbst erhält die Funktion einer „Medizin“, in dem
Maß, als der Mensch sich durch sie zu gründlicher Bekehrung ansprechen lässt.
Das ist auch die Bedeutung der im Bußsakrament geforderten „Genugtuung“.
[Einfügung
aus dem Apostolischen Schreiben des Papstes über Buße und Versöhnung vom 2.
Dezember 1984]
„Sie [die Genugtuung] ist die „Buße“, die der Beichtende nach dem Empfang der Vergebung auszuführen hat. Diese vom Priester aufgetragenen Werke der Genugtuung sind Zeichen der persönlichen Verpflichtung, die der Christ mit Gott im Sakrament eingegangen ist, nämlich ein neues Leben zu beginnen – sie sollte sich deswegen nicht nur auf die Verrichtung einiger Gebetsformeln beschränken, sondern sie sollte in Werken der Gottesverehrung, der Nächstenliebe, der Barmherzigkeit oder der Wiedergutmachung bestehen...Die Werke der Genugtuung erinnern daran, dass im Christen auch nach der Lossprechung eine Zone des Schattens verbleibt als Folge der durch die Sünde verursachten Wunden, der unvollkommenen Liebesreue und der Schwächung der geistlichen Fähigkeiten, in denen noch immer ein ansteckender Krankheitsherd der Sünde wirksam bleibt, den es durch stete Abtötung und Buße zu bekämpfen gilt. Darin liegt der Sinn der bescheidenen, aber aufrichtigen Genugtuung.“]
„Das
„Austeilen des Schatzes der Kirche“ meint nicht eine Sache, sondern ist
Ausdruck des Vertrauens der Kirche, wenn sie unter Berufung auf die Verdienste
Christi, Mariens und der Heiligen den Vater bittet, den schmerzlichen Aspekt
der Strafe zu lindern oder zu tilgen und deren „heilkräftige“ Bedeutung
über andere Wege der Gnade zu entfalten. Im
unergründlichen Geheimnis der göttlichen Weisheit kann dieses Geschenk der Fürsprache
auch den verstorbenen Gläubigen zum Wohl gelangen, die dessen Früchte in der
ihrer Befindlichkeit eigenen Weise empfangen.
Man
sieht somit, dass der Ablass, weit davon entfernt, eine Art „Lösegeld“
vom Bemühen um Umkehr zu sein, vielmehr Hilfe zu einem bereitwilligeren, großherzigen
und radikaleren Einsatz darstellt. Letzteres ist sogar erforderlich, insofern
als die geistliche Vorbedingung zum Erlangen des vollkommenen Ablasses im
Ausschluss jeglicher Hinwendung zu irgendwelcher, selbst lässlicher Sünde
besteht. Es wäre also ein Irrtum, zu
denken, dass man dieses Geschenk durch einfaches Erfüllen gewisser äusserlicher
Vorschriften gewinnen könnte. Wenn auch das verlangt wird, so als
Ausdruck und Unterstützung für den Weg der Umkehr...ein äußeres Zeichen
des Glaubens an die überreiche Fülle des göttlichen Erbarmens...“
[Aus
der Verkündigungsbulle des Jubeljahres, Incarnationis mysterium 9+10:]
„Die
Kirche ist jedoch von alters her immer zutiefst davon überzeugt gewesen, dass
die von Gott ungeschuldet gewährte Vergebung (Beichte) als notwendige Folge
eine tatsächliche LEBENSÄNDERUNG,
einen zunehmenden innerlichen Abbau des
Bösen und eine Erneuerung der
eigenen Existenz einschließt. Der sakramentale Akt sollte mit einer
existentiellen Handlung, mit einer tatsächlichen REINIGUNG VON DER SCHULD,
die eben BUSSE genannt wird, einhergehen. Vergebung heisst nicht, dass dieser existentielle
Prozess überflüssig würde, sondern vielmehr, dass er einen Sinn erhält,
dass er angenommen und aufgenommen wird.
Die
eingetretene Versöhnung mit Gott schließt nämlich nicht aus, dass gewisse
Folgen der Sünde zurückgeblieben sind, von denen man GELÄUTERT werden
muss...
Auf
Grund ihrer Eigenschaft, die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes zu verletzen
sowie die persönliche Freundschaft, die Gott für den Menschen hegt, zu
verachten, zieht die Sünde in der Tat eine doppelte Folge nach sich.
Einerseits bringt sie, wenn es sich um eine schwere Sünde handelt, den Entzug
der Gemeinschaft mit Gott und somit den Ausschluss von der Teilhabe am ewigen
Leben mit sich. Dem reuigen Sünder gewährt jedoch Gott in seinem Erbarmen
die Vergebung der schweren Sünde und den Nachlass der “ewigen Sündenstrafe“,
die sie eigentlich nach sich ziehen würde.
Ausserdem
zieht jede Sünde, selbst eine geringfügige, eine schädliche
Bindung an die Geschöpfe nach sich, was der Läuterung
bedarf, sei es hier auf Erden, sei es nach dem Tod im sogenannten
Purgatorium/Läuterungszustand. Diese Läuterung befreit von dem, was man
„zeitliche Sündenstrafe“ nennt, eine Sühne,
durch die getilgt wird, was der vollen
Gemeinschaft mit Gott und mit den Brüdern und Schwestern im Wege steht.
Auf
der anderen Seite lehrt die Offenbarung, dass der Christ auf
seinem Bekehrungsweg nicht allein gelassen ist. In Christus und durch
Christus ist sein Leben durch ein geheimnisvolles Band mit dem Leben aller
anderen Christen in der übernatürlichen Einheit des mystischen Leibes
verbunden. So kommt es zwischen den Gläubigen zu einem wunderbaren Austausch
geistlicher Güter, kraft dessen die Heiligkeit des einen den anderen zugute
kommt, und zwar mehr als die Sünde des einen den anderen schaden kann. Es
gibt Menschen, die geradezu ein Übermaß an Liebe, an ertragenem Leid, an
Reinheit und Wahrheit zurücklassen, das die anderen einbezieht und
aufrichtet. Es ist die Wirklichkeit der "„STELLVERTRETERSCHAFT",
auf die sich das ganze Geheimnis Christi gründet. Seine überreiche Liebe
rettet uns alle. Trotzdem gehört es zur Größe der Liebe Christi, dass sie
uns nicht im Zustand passiver Empfänger belässt, sondern in sein
heilbringendes Wirken und insbesondere in sein Leiden einbezieht.
Das besagt die bekannte Stelle aus dem Kolosserbrief: Für den Leib Christi,
die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden
Christi noch fehlt (1,24).
Wunderbar
ausgedrückt ist diese tiefgründige Wirklichkeit auch an einer Stelle der
Geheimen Offenbarung, wo die Kirche als die Braut beschrieben wird, die mit
einem Gewand aus weissem Linnen, aus blendend reinem Leinen bekleidet ist. Und
der hl. Johannes sagt: Das Leinen bedeutet die gerechten Taten der Heiligen (Offb
19,8). Den im Leben der Heiligen wird das blendend weisse Leinen gewoben,
welches das Kleid der Ewigkeit ist.
Alles
kommt von Christus, aber da wir sein Eigentum sind, wird auch das, was uns gehört,
zu seinem Eigentum und gewinnt eine heilbringende Kraft. Das ist gemeint, wenn
man vom „SCHATZ DER KIRCHE“ spricht, der aus den guten Werken der Heiligen
besteht. Für die Erlangung des Ablasses beten heisst, in diese geistliche
Gemeinschaft einzutreten und sich damit ganz den anderen öffnen.
Denn
auch im geistlichen Bereich lebt keiner nur für sich allein. Und die heilsame
Sorge um das eigene Seelenheil wird erst dann von Furcht und Egoismus befreit,
wenn sie zu Sorge auch um das Heil des anderen wird.
Das ist die Wirklichkeit der GEMEINSCHAFT DER HEILIGEN, das Geheimnis der „stellvertretenden
Wirklichkeit“ und des Gebetes als Weg zur Vereinigung mit Christus und
mit seinen Heiligen. Er nimmt uns zu sich, damit wir zusammen mit ihm das
makellose Gewand des neuen Menschengeschlechtes weben, das Gewand der Braut
Christi aus blendend weissem Leinen.
Diese
Lehre über die Ablässe macht also zunächst deutlich, wie traurig und bitter
es ist, sich von Gott dem Herrn abgewandt zu haben (vgl. Jer 2,19). Denn wenn
die Gläubigen die Ablässe erwerben, begreifen sie, dass sie aus eigener
Kraft nicht fähig wären, das Übel, das sie durch die Sünde sich selbst und der ganzen
Gemeinschaft zugefügt haben, wiedergutzumachen;
so werden sie zu heilbringenden Taten der Demut angespornt. Die Wahrheit von
der Gemeinschaft der Heiligen, welche die Gläubigen mit Christus und
untereinander verbindet, sagt uns ausserdem, wie sehr ein jeder den anderen – Lebenden wie Verstorbenen – dabei
helfen kann, immer inniger mit dem Vater im Himmel verbunden zu sein.“
Zusammenfassung:
Diese Ausführungen des Papstes zeigen eindringlich die Notwendigkeit und die
Möglichkeit, einander auf dem Weg der Heilung und Läuterung beizustehen. Sie
fassen die Grundlagen und die Zielsetzung dieser Gebete wunderbar zusammen.
Das Geheimnis der Stellvertretung –
Ist das Mittragen an fremden Lasten nicht ungerecht?
Das
ganze Leben Jesu, besonders sein Kreuztragen und Leiden war eine
Stellvertretung. Von seinen Jüngern verlangt er, dasselbe zu tun (Wer mein Jünger
sein will...; Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch...;Es gibt
keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt...). Die Erfahrung
von Lasten auf uns durch ungesühnte Schuld unserer Vorfahren macht uns erst
aufmerksam auf deren Not und spornt uns an, ihnen als „Mitarbeiter im Werk
der Erlösung und Heiligung“ zu helfen. Jedes dieser guten Werke wird von
der Kirche belohnt (im Ablass „verdoppelt“ sie den Wert meiner Bemühungen)
und bringt uns reichen Lohn im ewigen Leben. Unsere Fürbitte für Verstorbene
setzt auch deren Gebete und Danksagungen für uns frei. Wir dürfen uns so
Freunde im Himmel „machen“. Irdisch gesehen schaut es ungerecht aus, doch
wird uns diese Schuldverflochtenheit zu einem Quell reichen Segens, wenn wir
in die Gesinnung Jesu und seiner Kirche eintreten: „Einer für alle, alle für
einen!“
Im
Vater Unser beten wir nicht: „Vergib mir meine Schuld“, sondern
Jesus lehrt uns, dass wir die stellvertretende Bitte um Verzeihung (auch) für
andere üben sollen: „Und erlass uns
unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist.“
Das ganze Gebet des Herrn trägt die Anliegen gemeinschaftlich vor den Vater:
„Unser tägliches Brot..., unsere Schuld..., führe uns nicht..., erlöse
uns...“
Durch
die Unterscheidung zwischen Sünden-Schuld
und Sünden-Strafen wird deutlich,
dass den Kindern nicht die Schuld ihrer Vorfahren als persönliche Schuld
angerechnet wird, sondern die Kinder an den Folgen (den Sündenstrafen)
mittragen. D.h. es gibt keine Kollektivschuld, aber ein kollektives Mittragen
der Folgen.
Die Mysterien Christi:
Die
Kirche sagt uns, dass das ganze Leben Jesu ein Mysterium ist, d.h. ein
bleibendes, zeichenhaftes Erlösungsgeheimnis, an dem wir durch die Taufe
teilhaben und teilnehmen:
521:
Alles, was Christus gelebt hat, lässt er uns in ihm [mit]leben, und er lebt
es in uns [weiter]. Denn er, der Sohn Gottes, hat sich in seiner
Fleischwerdung gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt. Wir sollen mit ihm
eines Wesens werden; er lässt uns als die Glieder seines Leibes an dem teilhaben, was er in seinem Fleisch für uns und als unser Vorbild
gelebt hat.
Zitat von Johannes Eudes: „Wir müssen die Zustände und Mysterien Jesu in uns weiter und zu Ende führen und ihn oft bitten, er solle sie in uns und in seiner Kirche vollenden und vollbringen...sie gleichsam auszudehnen...
562:
Die Jünger Christi müssen ihm gleichgestaltet werden, bis er in ihnen
Gestalt gewonnen hat. Deshalb werden wir aufgenommen in die Mysterien seines
Lebens, mit ihm gleichgestaltet, mit ihm gestorben und mit ihm auferweckt, bis
wir mit ihm herrschen werden.
519:
Christus hat sein Leben nicht für sich gelebt, sondern für uns – von
seiner Fleischwerdung...bis zu seiner Auferstehung...Der ganze Reichtum Christi soll jedem Menschen zur Verfügung stehen und
zum Besitz jedes einzelnen werden...
518:
...Alles, was Jesus getan, gesagt und gelitten hat, war dazu bestimmt, den
gefallenen Menschen wieder in seine ursprüngliche Berufung zu versetzen...
Mit
anderen Worten:
Unsere
Familie, unsere Vorfahren bilden die „Wiege“, in die wir am Beginn unseres
Lebens hineingelegt worden sind („in die Wiege gelegt bekommen“ als
Ausdruck für vererbte Merkmale). Durch die immer lebendigere Beziehung zu
Christus (Gebet und Sakramente) und seiner Mutter (Weihe an das Unbefleckte
Herz Mariens) bekommen wir Anteil an jenen Heilsgnaden, die unseren Lebensweg
heilen und heiligen sollen. Diese Gnaden können wir den Verstorbenen auch fürbittweise
zuwenden:
*
Anteil nehmen/geben an der Gnade der Unbefleckten Empfängnis seiner Mutter
zur Heilung unserer/ihrer Verwundungen durch die Erbschuld und unseres
Stammbaumes;
*
Anteil nehmen/geben an der Zeugung/Empfängnis Jesu im Schoß Mariens in der
Kraft des Heiligen Geist zur Heilung unserer/ihrer Wunden der Zeugung/Empfängnis
(Joh 17,24);
*
Anteil nehmen/geben an seiner Schwangerschaftszeit, Geburt, Kindheit,
Jugendzeit, öffentlichen Wirken...;
*
Anteil nehmen/geben an der Flut von Blut und Wasser, die am Kreuz aus dem
Herzen Jesu flossen, um die ganze Welt zu reinigen. In diesem toten,
durchbohrten Herzen ist die Hoffnung für alle toten Herzen, dass auch sie in
der Fülle göttlichen Lebens auferstehen
*
Anteil nehmen/geben an jener Gnade, als der tote Christus in seiner Seele, die
mit seiner göttlichen Person vereint blieb, zum Aufenthaltsort der Toten
hinabgestiegen ist (637). Denn auch Toten
ist das Evangelium verkündet
worden (1 Petr 4,6). Im Abstieg zu den Toten vollendete sich die Verkündigung
der Frohen Botschaft vom Heil. Er ist die letzte Phase der messianischen
Sendung Jesu – eine der Zeitdauer nach sehr knappe, aber ihrer Bedeutung
nach unermessliche Phase: die
Ausweitung des Erlösungswerkes auf alle Menschen aller Zeiten und aller Orte,
denn allen Geretteten wurde die Erlösung zuteil. (634). Diese Seelen nah
Jesus mit sich zum Vater hinauf. Seine sühnende Hingabe hat ihnen das Tor zum
Paradies geöffnet.
Da
sich die Seelen im Fegefeuer in einem Prozess der Läuterung von
Unvollkommenheiten und des Wachstums in der Erkenntnis Gottes befinden,
brauchen sie die Verkündigung des Wortes Gottes, das Blut Christi, das Feuer
des Heiligen Geistes, unsere Vergebung etc. – sie brauchen immer volleren Anteil an den Mysterien Christi, die dieser
durch seine Kirche weiter ausbreitet.
Zu
den besonders erwähnenswerten Mysterien Christi, die uns und den Armen Seelen
offenstehen, gehören auch:
*
Seine Beziehung zu Maria und zum hl. Josef
*
Die Gemeinschaft der Heiligen, mit dem Namenspatron
*
Der Beistand der Erzengel: Michael (er „streitet“ mit Satan um den
Leichnam des Mose und um uns), Raphael (er steht mitten unter den
Verstorbenen) und alle Engel, die die Gebete vor Gottes Angesicht tragen
*
Die Wasser- und Geist-Taufe im Jordan
*
Die Taufe in seinem Blut am Kreuz
*
Das Wort Gottes, das uns reinigt und neu gebiert
*
Die zugleich kosmische, gesellschaftliche und religiöse Ordnung der Vielzahl
der Völker hat Gottes Vorsehung der Obhut der Engel anvertraut (vgl. Dtn
4,19; 32,8!) (KKK 57). Neben unseren Schutzengeln, den Erzengeln und den
verschiedenen 9 Chören der Engel dürfen wir auch diese Engel um ihre Hilfe
und Führung (Ex 23,20ff) bitten, die den verschiedenen sozialen Gefügen von
Gott beigestellt wurden (Dan10,13.20b).
*
Ebenso dürfen wir uns verbinden mit der Fürsprache und dem Beistand der
himmlischen Patrone (Landespatrone, Kirchenpatrone, Namenspatrone etc.), zur
Freisetzung allen Segens, den Gott schenken möchte.
Für welche Verstorbenen beten:
*
Eine Seele, die an mir persönlich
schuldig geworden ist und mich zu Lebzeiten nicht um Vergebung gebeten
hat, bleibt im Jenseits durch diese Schuld an mich und an den Ort der Tat
gebunden. Sie kann mich nun nicht mehr direkt um Verzeihung bitten und ist auf
meine Bereitschaft angewiesen, ihr damit zuvorzukommen. Da sich der Herr mit
meinen Freuden und Leiden solidarisiert, „Was
ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan
... Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch
mir nicht getan“ (Mt 25,40.45), wird er dieser Seele erst dann die volle
Erfahrung der Erlösung schenken, wenn ich ihr vergebe und die
negativen Gefühle an bestimmte Erinnerungen im Zusammenhang mit ihr loslasse:
„Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die
Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“ (Joh 20,22-23).
Zur
Aufarbeitung persönlicher Verletzung durch Verstorbene empfiehlt es sich, die
detaillierteren Schritte der Vergebung
zu beten, wie sie Sr. Usha gezeigt wurden und im Anhang beschrieben werden
(„Dienst der Versöhnung“).
*
Im Gegensatz zu okkulten Versuchen
(Geisterbeschwören u.ä.), mit Verstorbenen Kontakt aufzunehmen – bei denen
sich nicht Arme Seelen melden, sondern Dämonen, die jene imitieren – sucht
dieses Gebet nicht den „direkten“ Kontakt, sondern gründet auf der
Einheit des gesamten Menschengeschlechtes in Gott und in der besonderen
Ordnung der Gnade, die von der Kirche mit der Gemeinschaft der Heiligen
gemeint ist.
*
Beim Gebet anhand ganzer Generationen
am besten nicht nur die direkten Verwandten (2 Eltern, 4 Großeltern, 8 Urgroßeltern
etc.), sondern auch deren Geschwister, Verwandte, Angestellte, Vorgesetzte u.ä.
mit einschließen. Dass die Zahl dann in die Tausende geht, spielt keine
Rolle, denn das Erbarmen des Herrn ist unausschöpflich und er will, dass alle
Menschen gerettet werden.
*
Die Bibel spricht an mehreren Stellen davon, dass die Schuld der Väter bis
in die dritte und vierte Generation verfolgt werden (z.B. die Sündenfolgen
meines Urgroßvaters reichen bis zu mir). Das ist keine mathematisch-exakte
Aussage, sondern eine bildhafte und meint „viele“ Generationen, wie
zahlreiche biblische und praktische Beispiele zeigen.
*
Je näher man den persönlich bekannten Verstorbenen kommt (Großeltern,
Tanten, Onkel, Eltern, Geschwister etc.), desto wichtiger wird es, bekannte Fakten in die Vergebungsschritte einfließen zu lassen.
Ebenso wichtig ist es, die mir persönlich bekannten Verstorbenen einzeln
ihrem Herrn und Erlöser Jesus Christus zu übergeben, da die Sündenfolgen
desto stärker zu spüren sind, je kürzer sie zurückliegen.
Um
möglichst bewusst und zielgerichtet beten zu können, kann das Erstellen
einer Stammbaum - Übersicht sehr
hilfreich sein.
*
Es kann vorkommen, dass Gott Verstorbenen erlaubt, sich im Traum, im Gebet
oder anders bemerkbar zu machen. Im
Normalfall können sie nicht sprechen, höchstens Gesten machen, die Hinweise
auf ihre Not oder besondere Bitten darstellen. Es kommt auch vor, dass eine
Arme Seele anzeigen darf, wenn sie aufgrund unseres Gebetes das Fegefeuer
verlassen darf und in die beseligende Fülle der Anschauung Gottes eintreten
darf.
*
Was ist, wenn ich Vorfahren habe, die in der Hölle sind?
Da
wir von niemand sicher wissen, ob er vielleicht in der Hölle ist, schließen
wir alle ein, die dieses Gebet brauchen. Bei den Vorbereitungsgebeten bitten
wir aber um Schutz vor eventuell verdammten Seelen.
*
Die Ordnung der Erlösung ist überzeitlich:
So konnte Maria im Hinblick auf den Erlösertod Christi im Augenblick ihrer
Empfängnis vor den Folgen der Erbschuld bewahrt bleiben (8. Dez.), Jahre
bevor Gott Mensch wurde und Jahrzehnte bevor Jesus am Kreuz starb. Die Kirche
nennt das „Vorerlöst“. Daraus folgt, dass Gott Menschen retten kann im
Hinblick auf Sühnegebete, die von anderen Gläubigen erst
Jahre/Jahrzehnte/Jahrhunderte „später“ gebetet werden.
In
welcher Gesinnung / Haltung sollen wir beten:
*
Das Phänomen der Schuldverflochtenheit innerhalb der Menschheit darf nicht
dazu führen, die Schuld für unsere persönlichen Probleme einfach bei den
Eltern und den Vorfahren zu suchen, d.h. ihnen praktisch in
die Schuhe zu schieben. Unsere Lebenssituation ist nicht ein unabwendbares
Schicksal oder das Abbarbeiten irgendeines Karmas, sondern die Frucht unserer
eigenverantwortlichen Entscheidungen. Wenn ein Mensch sich vom Herrn auf dem
Weg der Umkehr, Erlösung und Heiligung führen lassen möchte, muss er
zuallererst seine eigenen Sünden und Fehltritte anschauen, bereuen und
in Ordnung bringen. Erst wenn das geschehen ist, ist es sinnvoll, die Ursachen
für weiter bestehendes Fehlverhalten in den Verwundungen und Defiziten seitens
des Elternhauses zu suchen und durch Vergebung innere Heilung zu
empfangen. Wenn dann immer noch unerklärliche Belastungen und Fehlprägungen
spürbar sind oder wenn in der Familie mehrere oder alle unter denselben
Symptomen leiden, ist es berechtigt, einen Zusammenhang mit unerlöster
Schuld von Vorfahren anzunehmen.
*
Dieses Gebet darf niemals eine
Verurteilung oder eine direkte Schuldzuweisung an Verstorbene sein. Es ist
ein Akt des Erbarmens und der Sühne. Wir dürfen (stellvertretend) etwas tun,
was diesen nicht (mehr) möglich ist. Die Früchte kommen aber beiden Seiten
zugute!
*
Wichtig dabei ist das demütige
Bewusstsein der eigenen Sünde und Schwäche („Zieh zuerst den Balken
aus deinem eigenen Auge, dann kannst du dich um den Splitter im Auge deines
Bruders bemühen“). Die Liebe deckt viele Sünden zu und versucht nicht
neugierig Schuld aufzudecken.
*
Es genügt nicht, aus eigenem Interesse und Wunsch (um befreit zu werden von Sündenfolgen,
Krankheiten etc) die Seelen unserer Vorfahren aus dem Fegefeuer zu erlösen.
Wenn es aus Liebe zu ihnen
geschieht, ist es die wahre Fürbitte und Hilfe zur Miterlösung.
Folgende
Grundhaltung soll uns erfüllen: Gebetseifer
– Glaube – Demut – Liebe – Hoffnung.
Gott
weckt in den Herzen guten Willens Liebe und Erbarmen für die verstorbenen
Geschwister. Dieses Gebet für die Verstorbenen führt zur Versöhnung mit unserem Stammbaum, mit unserer Sippe.
*
Die Früchte unserer Fürbitte werden von Gott den Armen Seelen „in der
ihrer Befindlichkeit eigenen Weise“ zugewendet. Wir
wissen nicht genau, wie unser Gebet „wirkt“ und können deshalb nicht
gewaltsam Seelen aus dem Fegefeuer „herausbeten“. Es ist ein kindlicher
Akt des Vertrauens.
*
Die hier angeführten Gebete sind Formulierungsvorschläge
zum „anhalten“ und aus verschiedenen Erfahrungen heraus entstanden.
*
Entscheidend ist die Inbrunst des
Herzens, mit der ich für meine Geschwister bete, ringe und opfere. Es
geht nicht um das mechanische Aussprechen von vorgeschriebenen Gebeten nach
genauer Reihenfolge (was Magie wäre), sondern um gelebten Glauben, Hoffnung
und Liebe.
Geistliche
Waffenrüstung:
Da
die Armen Seelen, für die wir hier beten, noch mehr oder weniger Herzensverhärtungen
und Widerstände gegen das Eingestehen von Schuld und Versöhnungsbitten in
sich haben und von Mächten der Finsternis bedrängt sind (besonders bei
schwerer wiegenden Sünden wie Unversöhntheit, Götzendienst, Aberglaube,
Okkultismus, Mord, Ungerechtigkeit, Lüge, Betrug ...), bedeutet das Eintreten
für sie auch eine Konfrontation mit
der Finsternis in ihrem Herzen und den Dämonen, die sie verführt und
gebunden haben. Durch ihre Sünden hat Satan noch ein gewisses „Anrecht“
auf sie und kann als Ankläger gegen sie auftreten, im Gegensatz zu den schon
vollendeten Seelen: „... denn gestürzt
wurde der Ankläger unserer Brüder, der sie bei Tag und bei Nacht vor unserem
Gott verklagte“ (Offb 12,10).
Diese
direkten Sühnegebete zur Unterstützung ihrer Läuterung und Heiligung dürfen
auf keinen Fall ohne Vorbereitung angegangen werden und erfordern den klugen
Einsatz der verschiedenen Waffen für
den Geistlichen Kampf:
vorheriges
Fasten und vorbereitendes Beten um ein reines Herz, Anrufung des Kostbaren
Blutes Christi, der Seligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria, des Erzengels
Michael, der Schutzengel, des heiligen Josef, aller Heiligen, das Gebet der
Kirche, die Heiligen Messen auf der ganzen Erde etc.
Zu
zweit:
Wie
die Erfahrung zeigt, ist dieses stellvertretende Eintreten für Verstorbene
dem Bösen Feind zuwider. Er versucht mit allen Möglichkeiten, diese Gebete
zu verhindern oder anzugreifen. Deshalb ist es sehr ratsam, in einer Gruppe
oder mit jemand zweiten zu beten und den Segen und Gebetsschutz eines
Priesters dafür zu erbitten. Es ist auch
ratsam, beim Gebet auftauchende Eindrücke und Erlebnisse aufzuschreiben und
mit dem Geistlichen Begleiter zu besprechen, um nicht in die Irre zu gehen.
Anschließende Befreiungsgebete:
Es
hat sich gezeigt, dass das Gebet um Befreiung von geistlichen/dämonischen
Belastungen im Zusammenhang mit Vorfahren sehr leicht gelingt, wenn zuvor
systematisch und umfassend die Schuld
der Vorfahren im stellvertretenden Fürbittgebet unter
das Kreuz Christi gebracht und mit seinem kostbaren Blut bedeckt wurde, da
Satan dadurch der „Nährboden“ entzogen wurde. Er kann sich nur dort
„aufhalten“, wo es Sünde gibt.
Freude:
Oft
wird als Frucht dieses Gebetes eine
große Freude erfahren; diese ist Anteil an der Freude der Armen Seelen, die
Erleichterung empfangen haben und schon mehr vom Licht der Liebe und des
Lebens Gottes empfangen konnten. Sie haben große Sehnsucht nach unserer
Zuwendung durch das Eucharistische Opfer, Fasten, Bußwerke, Almosen, Ablässe
und Fürbitten (KKK 1032). In diesem Zusammenhang müssen die nachfolgenden
Gebetsvorschläge gesehen werden:
Einige Bibelstellen zur Verflochtenheit menschlicher Heils- und Unheilsgeschichte:
AT:
Gen 3,15ff
4,1-16
6,1-8
9,1-17
9,18-27
15,13-16
17,1-22
20,1-18
27
28,12-15
49
Ex
20,5f (par. Dtn 5,9)
34,7
(vgl. Deut 7,9) (par. Num 14,18; vgl. Ps 86,15, Jer 32,18, Nah 1,3, Joel 2,13)
22,21-23
32,34
34,1-27
Lev 26,3-46
Num 5,19-28
14 (bes. V. 34f)
16,33
19,1-22
27,1-11
Deut
5,2; 7,1ff
12,28
28,1-30,20
Ri
2,11-ff
8,22-9,57
17,1-3
Jos
6,26
15,63
16,10
17,12 etc;
19,9
21,1-42
24,14-28
Ri 2,20-3,6 etc
2 Sam 3,27-39
7
11ff - 1 Kön 1ff
12,9-13
12,13-15
13
21,1-14
1 Kön 2,5-6.28-35
8,31-32
9,20-21
11,1-13
16,29ff
16,34
19,1
16,29-22,40
21,29
2 Kön 22,1-23,25
23,26-27
1
Chr 17
21,1-18
2 Chr
6,21f
24,17-27
34,21-28
36,21
Esra
4,1
Neh
1,4-11
9
Tob
3,1-17
6,1-18
8,1-3
8,21
12,6-20
Judith 8
Ester 1,12
2,1
4,17K-ff
2
Makk 7
12,32-45
Ps
9
19,11
51,7
69
79,8
85!
89
99
106, 28-31
107 (bes. 1-22)
109
Ijob
20,10
Weish !
Spr 3,33
9,18
17,13
22,22f
23,11
30,17
Sir
4,16
5,3
7,1-3
7,33
17,24f
41,5-13
44-50
Jes
25,7-8
40,1-2
58,6-9
58,12
61,4
Jer
2,1-9
2,19
3,25
7,22-28
16,18
17,11
29,10
32,16-25
36,30-32
40-45
46,26-28
Bar
1,15-3,8
6,2-6
Klgl
1,1-5,22
4,22
Ez (das ganze Buch)
3,16-21 (33,1-9)
18 (vgl. 33,10-20)
32,17-32
44, 4-31
Dan
3,24-45
9,1-27 (Bußgebet)
Zeph
3,15
Hos 2,2
5,7
Am 9,11
Mi 7,11)
Mal 3,24
NT
Mt 1,1-17
5,17-19
5,25
8,29; 9,2
12,32
16,18f
18,23-35
23,34-36
25,31-46
27,25
27,51-53
Mk
3,28f
9,49
Lk
1, 5ff
1,17
3,1-2
3,23-38
4,18f
11,
47-51
12,58
13,1-5
19,9
Joh
4,53
8,39-47
10.35
14,10f
20,22f
Apg 11,14
16,15
Röm 1,18
3,23
1 Kor 3,13-15
15,29
Gal 2,11-5,12
Kol 1,24
3,1-7
1
Thess 4,14f
(+Rituale)
1 Tim 2,1-4
2 Tim 1,3-5
Hebr 3,7-4,11
7,4-10
10
11,39-40
12,4-11
12,14f
12,23
13,3
1 Petr 1,7
1,18
3,19
4,6
4,8 (vgl. Spr 10,12; 1 Kor 13,7; Jak 5,20)
Offb 1,18
3,7f
20,13